Montag, 29. Juni 2009

Kurzbericht vom Tage

Ich komme morgens in meine Klasse, ein paar Kinder sind schon da. Das angefangene Strickdeckchen lege ich auf den runden Korbtisch in der Mitte. Es zieht die Kinder an wie ein Magnet:
"Was ist das denn?"
Ich erzähle, was ich mit ihnen demnächst vorhabe - besonders die anwesenden Jungen lauschen aufmerksam, einer erzählt gar, er habe so ein "Ding" zuhause und wisse gar nicht, wie das geht.
Ein anderer folgt mir auf dem Fuße, als ich mit Strickliesel bewaffnet zum Schulhof strebe, wo ich heute Aufsicht habe.
Ich setze mich auf einen Baumstumpf und beginne zu nadeln.
Er stellt sich neben mich und "will auch mal".
So halte ich mit der linken Hand und um den Zeigefinger gewickeltem Faden die Strickliesel - das gute alte Stück - und er zieht den Faden über die Häkchen. Anfangs rutscht ihm dabei der ganze Schlauch noch ab und zu von denselben, doch bald hat er den Trick mit der rechten sichernden Zeigefingerspitze raus und es geht flotter voran.
Drei Mädchen aus einer mir fremden Klasse (auf dem Pausenhof laufen sicher 20 Klassen herum) schauen nicht lange interessiert zu und wollen auch mal.
Sie dürfen, machen es aber nicht besser als der Junge.
Und bei all dem kamen meine eigenen Stricklieseleien wieder in der Erinnerung hoch und fühlten sich so frisch an, als wäre es erst gestern gewesen - dieses Gefühl ... anheben, rüberziehen, loslassen - eine geniale Wirkerei!
Es macht riesigen Spaß und scheint wohl sehr anzustecken.
Gerade muss ich lächeln bei dem Gedanken daran, dass demnächst vielleicht die Springseilchen in der Klasse liegen bleiben und meine Klasse die anderen Kinder mit einem neuen Virus ansteckt, dem Lisulus obretio patentus.
Retro ist in und macht sich breit ...