Dienstag, 18. Januar 2011

Alte keltische Leidenschaften

Nun habe ich ja den Zopfschal fertig, doch war der mir fast zu langweilig mit seinen einfachen Drehungen. Ich liebe Herausforderungen und so erinnerte ich mich an eine alte Leidenschaft. In den 90er-Jahren war ich in Schottland in Urlaub und fühlte mich dort von den keltischen Laces und Patterns tief in der Seele berührt. Manch einer würde sagen: "Na? Früher schon mal dort gelebt?" Ich war ganz hibbelig nach Literatur dazu, nach Zeichnungen, nach allem, was diese Knots and Laces darstellte.
Ich habe Romane verschlungen, die in der Zeit spielen, als die Mönche von Iona das Book of Kells geheim hielten, das heute in der Bibliothek des Trinity College in Dublin Seite für Seite - geschützt in einem klimatisierten Glaskasten - für Touristen umgeblättert wird. Diese spezielle Zeichenkunst hat mich derzeit so sehr fasziniert, dass ich nach Anleitungen suchte, wie man keltische Laces zeichnen kann. Es war die Zeit kurz vor Anschaffung meines PCs, als ich noch mit Breitbandfeder und Tusche ans Werk ging oder sogar Wände mit keltischen Laces verzierte. Es dauerte nicht lange, da wurde ich fündig. Es gab sie, solche Anleitungen. Ich kaufte sie fast wie in einem Rausch und saß in Folge Abend für Abend am Schreibtisch und übte, bis ich es einigermaßen konnte. Eines der schönsten Exemplare, das ich zeichnete, war ein keltisches Kreuz, das noch heute gerahmt in meiner Wohnung hängt.


Ich war wie im Fieber, zeichnete und entwickelte Ideen zur Wohnungsgestaltung. So malte ich eines Tages - ganz zur Überraschung meines Mannes, der in der Zeit mit seiner Bande auf Klassenfahrt war - eine Bordüre auf die Wand unseres kleinen Lesezimmers. Er war begeistert, obwohl ich selbst ein ganz maues Gefühl dabei hatte. Würde er die Bordüre mögen? Schließlich hatte er die Wand tapeziert und gestrichen und wir hatten uns nicht darüber abgesprochen. Was, wenn mir ein Fehler passierte? Doch ich blieb ganz ruhig bei meinem Werk und so sah es nachher aus:

Josephine Knot
Der PC forderte dann Ende der 90er-Jahre meine ganze Zeit. Ich entdeckte Gestaltungsmöglichkeiten ohne Ende, setzte mich mit dem Bau von Homepages auseinander, schrieb, fotografierte, arbeitete viel mit digitalen Mitteln und vergaß die Laces und Knots.
Doch heute kommt nun alles wieder zusammen. So etwas finde ich immer hochinteressant, wenn man in sein nicht mehr ganz junges Leben zurückschaut. Wie sich da Strömungen entwickeln, verlieren, wieder auftauchen und nun sogar zusammenfließen. Hier nun ein solcher Zusammenfluss. Darin steckt der PC (Bloggen), die Knots and Laces (im Muster) und das Stricken. In der Probe steckt übrigens ein Fehler. Ob Ihr ihn entdeckt? Die Profis mit Sicherheit!

Im Original ist die Probe kamelhaarfarben, doch kommt das Muster so deutlicher heraus.
Gestern griff ich nach langer Zeit mal wieder nach dem Buch Stricken mit Wikingermustern (Blick in die englische Version bei Anklicken) von Elsebeth Lavold, das ich schon seit vielen Jahren im Regal stehen habe und suchte mir etwas Anspruchsvolleres für einen neuen Schal aus. Obige Maschenprobe ist aus weichem Merinogarn gestrickt, doch liebäugele ich mit einem Organic Yarn von Rico, das ich neulich im Wollgeschäft in meinem Städtchen im Sonderangebot entdeckte. Ich hoffe, es hat nicht schon jemand gekauft. So möchte ich mir nun noch einen Musterschal stricken, denn das lässt sich leichter nebenbei machen als die Hisdal-Jacke, die ja nur langsam wächst. Drückt mir mal die Daumen, dass das Garn noch nicht verkauft ist und dass es reichen wird.