Dienstag, 7. Januar 2014

Erst nein, dann doch ... ein klassischer blauer Pulli entsteht

Es war der erste Freitag im Monat Januar dieses Jahres. Stricktreff im Städtchen. Viele waren dieses Mal gekommen, unter anderen auch M., die wir als Verkäuferin im Handarbeitsladen kennen, in dem wir uns immer treffen. 
"Du, Ulrike, komm mal her. Wir haben hier ein tolles Sonderangebot. Das habe ich schon für dich zurückgelegt ... ist deine Farbe." - "Nee du, ich kaufe jetzt keine Wolle. Ich werde mich jetzt mal beherrschen", war meine Antwort. "Ich habe doch noch so viel Unfertiges zuhause liegen. Das muss ich jetzt erst mal ..." 
Neugierig, wie ich bin, folgte ich ihr dennoch zu dem Regal, in dem die Sonderangebote gestapelt lagen. M. zeigte mir eine wunderbar weiche Maschenprobe in hellem Braun. Ich nahm das Stück in die Hand. Wie ein Virus übertrug sich etwas auf mich. Und dann erst das Blau, das sie für mich gedacht hatte! So zwischen Jeans und Nachthimmel. 
"Nein", sagte ich bestimmt. "Nein, ich lasse mich nicht rumkriegen. Ich bleibe dabei ... kein Wollkauf zur Zeit!" 
Mit diesen Worten war ich schon wieder auf meinem Stuhl gelandet und strickte an meinem Drachenfeuer-UFO weiter. Fünf Zacken hatte er schon, vier aber warteten noch.
Zuhause erzählte ich meinem Schatz stolz von meiner gelungenen Verweigerung. "Stell dir mal vor", sagte ich, "50 g hätten nur 2,50 € gekostet! Und ich habe mich trotzdem beherrscht! Ich habe ja auch noch so viel zuhause, was ich stricken kann. Und dazu kommt ja auch noch mein Zeichnen, das Nähen, im Sommer dann wieder der Garten ... wann soll ich das denn alles schaffen? So viel Zeit habe ich ja gar nicht."
Ich vergaß die Sache.

Aber was so ein richtiges Wollvirus ist, das kribbelt weiter, unter die Bettdecke, während man schläft. In die Träume. Man wacht morgens auf ...
Hm ... hätte ich nicht vielleicht doch? Ich wollte mir doch immer schon mal einen klassischen dunkelblauen Pulli stricken. Ohne Schnickschnack. Mist ... 
Ich erzählte meinem Schatz, was mir durch den Kopf ging.
"Tjaaa", sagte er, "es ist immer dasselbe. Entscheide doch gleich. Entweder nimmst du die Wolle sofort mit oder du vergisst es jetzt einfach."
Aber so ein Wollvirus wäre kein Wollvirus, wenn seine Fusseln über Nacht nicht schon längst alle Zellen des Gehirns infiziert hätten. Die Krankheit musste ausbrechen. Und gegen Viren, das weiß jeder Schulmediziner, ist kein Kraut gewachsen ... ach nein, kein Antibiotikum erfunden. Also musste ich durch, nein, ich muss durch!
Es gibt ja auch noch das Telefon. Dessen Hörer nahm ich am Samstag Morgen in die Hand, rief im Städtchen an. B., die Inhaberin des Handarbeitsgeschäfts und auch Mitglied des freitäglichen Stricktrupps, meldete sich am Apparat. 
"Du, B.", begann ich hoffnungsfroh, "ist das tolle blaue Garn von gestern noch da? Das Sonderangebot?" - "Ja", kam prompt die Antwort. "Könntest du mir das wohl zurücklegen?", fragte ich. "Aber ja doch, gerne", hörte ich, während mein Herz vor Freude hüpfte. Es war noch nicht verkauft - MEIN GARN!!!
Das Wochenende verstrich. Das Virus tobte in meinem Hirn. Wolle, Wolle ... dunkelblau, Pulli, ohne Schnickschnack, schlicht, klassisch, einfacher Saum ... Schnitt, welcher Schnitt?
Ich kramte einen Stapel relativ aktueller VERENA-Hefte hervor, blätterte, blätterte. Ach, allein das Blättern und Gucken macht ja schon soooo viel Spaß! Da ... da war er - mein schlichter Pulli. Ein leicht taillierter Schnitt, meine Größe war dabei. Ich kramte Kästchenpapier aus einer Schublade, holte Bleistift, Radierer, Schere und Lineal hervor und schon ging's ans Werk. Nach kurzer Zeit war mein Schnitt fertig. 
Gestern, am Montag, fuhr ich schon morgens ins Städtchen. Nein, bis zum Nachmittag wollte ich nicht warten. Da wäre ich zwar auch mit dem Auto unterwegs gewesen, aber ich hätte keine Zeit mehr für eine Maschenprobe gehabt. 
Ich betrat das Handarbeitsgeschäft ... da begegnete mir bereits M., die mir am vergangenen Freitag das Wollpaket so sehr ans Herz gelegt hatte. Sie grinste ... 
Wie kann man über jemanden so grinsen, den es so schlimm erwischt hatte wie mich?
"Ist das Wollpaket hinten im Lager wirklich für Dich?", fragte sie etwas hämisch. "Warte mal, ich hole es." Es war mit einem Klebezettel mit meinem Namen versehen. "Als ich das vorhin da liegen sah", sagte sie, "musste ich schon lachen." Klar! Natürlich musste sie lachen! Wer den Schaden (das Wollvirus) hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Nachdem ich mir noch ca. 8 m Schrägband für eine Tischdecke hatte abwickeln lassen und Wolle und Schrägband bezahlt hatte, ging ich glücklich aus dem Laden, mein wunderweiches Paket unter dem Arm. Kann man sich so glücklich fühlen, wenn man krank ist? 
Aber jetzt habe ich ein Problem: "So viel Zeit habe ich ja gar nicht."

Die Tagesdecke guckt mich beleidigt an, E. will aufs Papier, die angefangene Tischdecke liegt schon seit Tagen über dem Bügelbrett und damit der Bügelwäsche im Wege, ums Essen kümmert sich mal wieder mein Schatz mehr als ich ... aaaaaber ... MEIN VIRUS TOBT SICH AUS ... und ich bekomme einen klassischen, einfach geschnittenen dunkelblauen Pulli.

Maschenprobe - dies wird die Oberseite werden

Das Berechnen der Anleitung ... mit meinem uralten, bewährten JuWo-Strickrechner

Den genialen Doppelsaum habe ich mit einem Internetvideo geübt.

Material:
ONLINE-Wolle "Linie 285" Forever
55% Schurwolle (Merino)
30% Polyacryl
15% Alpaka
LL 110 m / 50 g
Nadelstärke Nr. 4,5 - 5

Das Garn flutscht beim Stricken richtig über die Nadel. Das Gestrick fühlt sich herrlich weich und griffig an. Die feinen Alpakafasern lassen das Gestrick angenehm flauschig erscheinen und trotzdem entsteht ein klares Maschenbild.

Die Videos zum Lernen findet man hier:


Besonders auf der Seite, die ich als Vorderseite definiert habe, sieht dieses Saumbündchen perfekt aus. In die Farbe bin ich total verknallt. Endlich mal ein einfacher Pulli, auf dem sich ein Großteil meiner Accessoires austoben kann. Ich freue mich so ...

Merke:
Krankheiten muss man, wenn sie einen erst mal erwischt haben, akzeptieren und sich austoben lassen. Denn ... Annehmen ist die entscheidende Voraussetzung zur Heilung. Diese Annahme kann zu einem zufriedenen Leben trotz der Erkrankung führen. Ha ha ...

Karosocken im derzeit geliebten Grau-Braun

Auch gestrickt wird hier noch, wenn ich auch derzeit sehr oft über meinem Zeichenpapier sitze. So entstand die erste von zwei Socken im Karomuster, eigentlich für mich gedacht. Da aber die Fußlänge etwas zu lang geriet, bekommt sie mein Schatz, der sie jetzt schon toll findet. Tja, dann muss ich für mich eben noch ein Paar stricken, damit ich endlich mal zu einem Paar graubrauner Socken komme.



Die Karos habe ich - wie man auf dem Foto abzählen kann - jeweils über 3 Maschen und 4 Reihen gestrickt. Vor der Fußspitze wiederholen sich die Farben direkt vor der Bandabnahme noch einmal, und zwar jeweils 3 Reihen.

Materialinfo und Tipps:

Grundfarbe Anthrazit, Fb. 107, von LANA GROSSA Meilenweit Tweed (100 g)

REGIA Sockenwolle in
Mittelgrau - Fb. 00044 (50 g oder Rest)
Beige - Fb. 02070 (50 g oder Rest)

ONLINE Linie 3 - Supersocke 100, Fb. 110 (50 g oder Rest)

Strumpfstricknadelspiel Nr. 3

Bündchenmuster 1 r / 1 l, 25 Runden
Jojoferse

Nach dem Bündchen habe ich 1 Runde in Anthrazit glatt rechts gestrickt und dann erst mit den Karos begonnen. Nach der dritten Karofarbe habe ich jeweils zwei Runden in Anthrazit (ohne Farbwechsel) gestrickt, so könnte man nach der Jojoferse, die ja zwei Runden ohne Muster erfordert, weiter im Karomuster stricken. So hatte ich es eigentlich geplant.

Ein gesunder Jahresbeginn

Am ersten Tag des Jahres wachte ich auf mit der Idee, den alten Entsafter und die elektrische Zitruspresse mal wieder aus dem Kellerschrank zu holen. Nachdem ich sie gründlich entstaubt hatte, ging es gleich los. Ein paar Möhren, zwei Äpfel, ein Löffel Sanddornsaft, etwas Granatapfelsirup, zwei Clementinen und ein Löffelchen Ahornsirup. Hach, war das lecker! Und diese geballte Ladung Vitamine gibt es jetzt jeden Tag zum Frühstück. Für das Feststellen der Schraube in dem alten Entsafter brauche ich allerdings eine Wasserpumpenzange, nachdem sich die Schraube beim ersten Anlaufen des Geräts - trotz starken Festziehens von Hand - sofort gelöst und dabei fast das Gerät geschreddert hätte. Ein neuer Entsafter soll bald her ... wir sind noch in der Orientierungsphase ... zentrifugieren oder pressen? 150 oder 600 € (na, sicher nicht 600)? 
Getrunken wird der Leckersaft, den ich auch mal mit roter Bete variiere, aus unseren schönen Color-Line-Gläsern, die wir mal auf der Fähre gleichen Namens gewonnen haben. Der Schriftzug passt so schön ... wir fahren mit vielen Vitaminen auf der "farbig-gesunden Linie".


Euch allen, liebe Blogleser, wünsche ich ein - vor allem - GESUNDES Jahr 2014!