Sonntag, 30. September 2012

Abschied vom September

Heute ist der letzte Septembertag. Die ersten Herbstzeichen sind unübersehbar. Der Kirschbaum lässt fleißig unter sich und der Rasen freut sich über seine Freiheit, wenn das Laub wieder abgefegt ist. 



Mein GöGa tut sein Bestes, während ich durch die frisch geputzten Scheiben zugucken darf und den Sonnenschein genieße. Dabei wollen die Finger etwas tun. Kann eine WOLL-Reiche, die eine so bunte Wanne voller Wollgeschenke ihr eigen nennen darf, die Finger still halten? Ein No-go!


Drei braun-rosenholz (u.a.) verlaufende Stränge habe ich zu Törtchen gewickelt und zunächst einen Wingspan (zum freien Download hier) begonnen. Da das stark melierte Garn allerdings kraus rechts verstrickt sehr unruhig aussah, habe ich nach dem ersten Dreieck gleich wieder Mister Ravelry bemüht. Nein, dieses Garn lässt sich am besten glatt rechts verstricken, denn dann werden die schönen Farbverläufe gut herauskommen. Also gibt es ein Paar herbstliche, klassisch-einfach gestrickte Socken für mich:


Und nun beginnt Lehrersonntagsarbeit. Mal sehen, was wir machen - morgen stehen fünf Stunden an. Das Wetter soll schön sein und meine wilde Gang hat sich in mühsamer Kleinarbeit (nach der Pause pünktlich  aufstellen, den Tisch aufräumen u. v. m.) zehn Sternchen für eine Überraschung erarbeitet. Die Überraschung ist ein zweistündiger Spielplatzbesuch in Schulnähe. Nach 5 Schulwochen ist doch schon viel Positives erreicht, was das Zusammenleben erleichtert. In einer Woche ist der erste Schuljahresabschnitt bereits vergangen - Sommer-Herbst. Unglaublich, wie die Zeit vergeht!

Mittwoch, 26. September 2012

Kleiner Nachschlag zum Herbstbeginn

Wenn ich durch den Garten gehe
und dort so viel Schönes sehe,
pflück ich Blüten hier und dort,
lass das Welke auch nicht fort.
Und mein Herz voll Dankbarkeit
grüßt mit Lust die Herbsteszeit.

ULL-Rike in Herbststimmung


Dieser Strauß steht nun schon seit über einer Woche im Haus.
Das Verblühte trocknet langsam vor sich hin und sieht noch immer schön aus.
Zwar haben die Farben sich zurückgezogen,
aber die farblich reduzierte Formenvielfalt hat auch ihren Reiz.


Dazu passt mein nun komplettes Sonnenblumen-Set.
Die Pulswärmer nach dem Muster Rapunzel begeistern auch meine Kleinen.
Du hast aber sssssssöööne Handssssuhe!


Auch in Norwegen (--> Kalenderbild) ist jetzt Herbstparadiesisches angesagt.




Selbst erlebt - unsere Freunde, die Wollieferanten - hier in Norwegens Herbst:

Bitte recht freundlich!

Und den hier - Johannes Heesters im Tierreich - kleiner Charmeur,
den mag ich ganz besonders:

Bin ich nicht schööön?

Erster Rosa-Tütchen-Erfolg

Heute schreibe ich es hierher ... das Rosa-Tütchen-Zettelchen.
Das dicke Ding, was ins schwarze Tütchen gehört, habe ich noch in seinem Tütchen in der Ecke stehen. Es buhlt noch immer um meine Aufmerksamkeit. Aber die schielt schon nach etwas ganz anderem. Wenn ich dieses Post geschrieben habe, wird alle Buhl-Energie ins Neue eingeflossen sein.

Und das geht jetzt so:

Thema in der Religionsstunde war heute DIE TÜR. Ein Bild von einer Tür, die ein wenig offensteht, hinter der helles Licht in den diesseitigen dunklen Raum strahlt, füllte die ganze Projektionsleinwand aus und animierte zum Erzählen und Fantasieren. Ein Kind beschrieb sich in einem dunklen Raum und wollte raus zum Spielen, weil da die Sonne scheint, ein anderes sah sich im Bett liegend und wollte, dass die Tür geschlossen wird, damit es schlafen kann. Man spürte, dass die Kinder seelische Erfahrungen mit dem Rein-Raus-Hell-Dunkel-Geborgensein etc. hatten. 
Ich erzählte dann die Geschichte von Peter, der sich aus Versehen in der Garage eingeschlossen hatte und in der Dunkelheit verharren musste, bis seine Mutter vom Einkaufen kam und ihn erlöste. Auch dazu hatten die Kinder kleine Erlebnisse zu berichten, z. B. Klein-Irina (Name geändert), die mal von ihrem Bruder im Badezimmer eingeschlossen worden war und aus Wut das ganze Haargel von Mama auf Boden und Wände geschmiert hat. Wie das ausging? Ach, eigentlich ganz gut für sie, denn als die Eltern nach Hause kamen, hat sie ganz schnell mit einem Waschlappen das Haargel wieder weggewischt und ihr Bruder hat mächtig Ärger bekommen. Ob denn das weggegangen sei, fragte ich. Och jaaaa, das haben die nicht gemerkt, meinte sie grinsend und wackelte lustig auf ihrem Stuhl herum.
Nun gab es eine kleine Schulwegreise mit geschlossenen Augen. Man sollte sich den Weg aus dem Bett bis ins Klassenzimmer vorstellen und zählen, wie viele Türen man auf dem Weg durchschritten hat. In der Runde durfte jeder seine Zahl sagen. Das ging von 3 bis 5000 (natürlich ein Kinderquatschweg, über den wir gelacht haben, der sich dann folgerichtig noch einige Male mit anderen Riesenzahlen wiederholte).
Die Türen wurden benannt, auf einem großen Bild wiedererkannt. Da gab es die Zimmertüren, die Wohnungstüren, auch mit Spion, damit man den bösen Einbrecher nicht reinlässt, wenn Mama und Papa nicht da sind, da gab es die Haustür mit Klingel, die Schultür und zuletzt die Klassentür.
Und die hat es NICHT in sich, denn die ist sch...ebraun und langweilig.  

So gab ich den Kindern eine Schwarzweißzeichnung von der Klassentür mit Klinke und Klassenschild daneben. "Was meint ihr? Wollen wir unsere Klassentür nicht mal schön machen?" "Au jaaaaaaaa!", kam es begeistert zurück. Nein, nicht, dass Ihr jetzt denkt, wir würden die Tür bemalen (Ärger brauch' ich keinen dazu, den lassen wir jetzt mal schön im schwarzen Wegwerftütchen), aber man kann ja große Papierbögen zusammenkleben und bemalen. 

Was die Kinder sich ausgedacht haben, möchte ich hier mal zeigen:


Herzchen-in-Landschaft-Türen
Einhorn-auf-Bergwiese-Türen
Bunte-Muster-Türen
Biene-Maja-im-Sonnenschein-Türen
Regenbogen-Türen (das wär' auch meine gewesen)
Schmetterling-im-Grünen-Türen
Sonne-und-Regen-Türen

Na, das lässt sich doch wunderbar gruppieren. 
Der nächste Kunstunterricht ist schon im Groben vorbereitet. Am Freitag wird es eine gemeinsame Bildbetrachtung in der Klassenmitte geben. Ähnliche Bilder führen Kinder zu einer Malgruppe zusammen, denn sie werden mit ihrer ähnlichen Zielvorstellung am besten zusammen malen können. Und endlich darf der Wasserfarbkasten mit allen dicken Pinseln eingesetzt werden. Putzhilfen für hinterher haben sich schon angemeldet. Es sind Eltern, die Interesse am Unterricht bekundet haben. Nur wissen sie noch nichts ... vom Putzen. Ob ich sie vorher informiere? Die Kleidung sollte ja auch passen ...

Na, ist das nicht ein feiner fetter Rosa-Tütchen-Zettel?

Dienstag, 25. September 2012

Eigenmotivation


Nach dem Prinzip des rosa Tütchens habe ich mir für das ganze Schuljahr vier Zettelstapel auf meine Fensterbank gelegt - für jeden Schultag einen, für jede Woche eine wechselnde Farbe. Ganz links liegen die Tage seit gestern bis zu den Herbstferien (Ende nächster Woche), dann Herbst bis Weihnachten, Weihnachten bis Ostern und Ostern bis zu den Sommerferien. Die Idee ist nicht, die Zeit möglichst schnell herumzuKRIEGen, sondern jedem erlebten Schultag etwas Positives abzugewinnen, was einem Kraft für weitere Schultage gibt.
Am Schuljahresende habe ich dann eine Doku meiner "Steineklopperei" und es wird sicher leichter sein, damit ins neue Schuljahr zu gehen.

Da steht z. B. für gestern:

J. hat in der ersten Stunde sehr aufmerksam mitgearbeitet. Sein Papa zeigte großes Interesse an der schulischen Arbeit. Wir hatten nach der letzten Stunde ein langes Gespräch. 
Herr H. und Frau G. wollen auch gern am Unterricht teilnehmen.
Frau A. hat die Hilfe ihrer Schwiegermutter angesagt, die pensionierte Sonderpädagogin ist. Frau A. will selbst am Do bei den Lernstationen helfen.
"Prinz 2" hat die Weisheit eines früheren Erstklässlers verinnerlicht und wendet sie ständig an (dazu mehr am Ende des Posts). 
Die freie Lernzeit war heute sehr angenehm und effektiv. Die Kinder haben sich Aufgaben aus den Lernstationen der Vorwoche geholt.

Ist doch ganz schön viel Schönes für einen Tag ... und ein schwarzes Tütchen stelle ich mir gar nicht erst hin, denn das würde ich ja eh am Wochenende wegwerfen. ;-) Wozu der Müll???




Hier nun ein Erlebnis, das ich vor vielen Jahren mal mit einem Erstklässler hatte (ich zitiere aus meinen eigenen Aufzeichnungen, die ich als Datei gespeichert habe):

An einem der ersten Tage wollte mir R., ein dünnhäutiger, schmaler und hochgewachsener Junge mit graublauen Augen, etwas von sich erzählen:

„Du, Frau Enn, bei mir ist das so:

Wenn ich denke, ich kann was,
dann kann ich das
und wenn ich denke, ich kann was nicht,
dann kann ich das.“

Ich war perplex! Was für eine eigenartige Logik ... hm ... natürlich hatte ich in Gedanken längst ergänzt „dann kann ich das nicht“.
Ich äußerte diesen merkwürdigen Satz einem Bekannten gegenüber, der dazu meinte: „Ja, das ist die Energie der neuen Erde.“
Was meinte er damit? Nun, ganz einfach: Es geht um einen Evolutionssprung. Und ein Evolutionssprung macht sich immer zuerst in den Kindern bemerkbar.
Es ist schon nicht so einfach, dieser Kinderweisheit einen Sinn zu entnehmen. Mir hat er sich inzwischen nicht nur erschlossen, nein, es ist  viel besser ... ich lebe einfach danach! Diesem Jungen bin ich unendlich dankbar ... er war ein Initiator für viele Folgeerlebnisse in meinem Leben.

Was heißt das nun konkret - „wenn ich denke, ich kann etwas nicht, dann kann ich das“?

Das heißt:
Ich kann denken, was ich will, ich kann alles. Wenn ich etwas will, kann ich das. Ich tue, was ich will und ich sehe, dass ich es kann, weil ich es tue.

Wie funktioniert das?
Die Zeitphase, aus der wir so nach und nach herauswachsen (man kann sie auch altes Paradigma nennen), ist geprägt von Logik, von Kontrolle, von Angst. Diese Elemente binden Energien, die dann für den göttlichen Willen, der sich durch den einzelnen Menschen ausdrücken möchte, nicht zur Verfügung stehen. Dies macht sich bemerkbar durch mangelnde Präsenz, denn statt dem Augenblick zu vertrauen, ist man ständig damit beschäftigt, Vorgänge zu planen oder im Nachhinein zu verwalten. So verpasst man stets das, was das eigentliche Leben ausmacht, nämlich das Ausleben der uns alle innewohnenden göttlichen Energie, die erkennbar ist an Lebensfreude und gelebter Kreativität.
Das Leben ist ein Fluss, in dem wir baden und uns täglich erneuern.

So weit das damalige Erlebnis mit R., das mir gestern half, einen kleinen Kann-nicht-Denker zu motivieren. Bei allen Anforderungen sagte er immer "Das kann ich niiiicht". Ich erzählte ihm von R. und er hörte sehr aufmerksam zu. Schließlich ging es um einen Jungen, der auch im ersten Schuljahr war wie er jetzt. Als ich fertig war mit dem Erzählen, begann er sein Bild zu malen. Ohne Umschweife, nein, noch mehr - ich fragte ihn, ob ich ihm noch irgendwie helfen solle. Da schob er vehement meine Hand mit Stift weg und sagte: "Neeeee, ich bin nicht mehr klein!"
Heute dann stand er plötzlich vor der Klasse und verkündete die Weisheit - leicht abgewandelt - als mal wieder jemand herummaulte, er könne etwas nicht. Schwupps, machte der seine Aufgabe ... 

An der Wand hängt nun ein Blatt Papier, auf dem steht:

Wenn ich denke,
ich kann etwas,
dann kann ich das.

Wenn ich denke,
ich kann etwas nicht,
dann kann ich das!

Wenn ich einfach nur will, 
dann geht es ...

Übrigens hat mir jener R. von damals Monate später erzählt, das klappe bei ihm jetzt nicht mehr. "Warum denn nicht?", fragte ich ihn neugierig. "Hm ... das ist ja ein Trick und ich kenn' den jetzt."

Bei mir klappt er trotzdem ... vielleicht, weil ich weiß, dass wir uns die Welt selbst schönreden? Machen wir doch immer!!!

Wenn ich einfach nur will, 
dann geht es ...

Ich will morgen in die Schule
und dafür will ich gut vorbereitet sein
(mit einem Korb voller Möglichkeiten)


Euch wünsche ich einen schönen Abend!

ULL-Rike, die WOLL-Reiche

Kommentar zum Posten und Kommentieren

Hallo, Ihr lieben Mitleser/innen,

heute bekam ich eine Mail von Monika, der supernetten Wollspenderin. Ja, und wenn supernette Menschen mit meinem Blog ein Problem haben (andere vermutlich auch), dann soll sich das ändern. Ich mache diese doofe Buchstabenzahlenkombiabfrage weg. Ist ja nervig! Ich hab's mal selbst probiert - geht ja GAAAAAAAAR nicht! Und die akustische Wiedergabe erst - ätzend!

Dann wollte ich auch einfach mal DANKE für Eure lieben Kommentare sagen. Ist immer schön, Rückmeldungen zu bekommen. Ich freu mich echt wie Bolle!

@ Brigitte
Ja, man muss das Teil über den Kopf ziehen. Ich lieeeebe das Ding ... es ist nicht so warm wie ein Pullover und doch mehr als nur das T-Shirt, was ich drunterziehe. In der Schule ist es fast jeden Tag entweder zu kalt oder zu warm. Da muss man eh schon wie eine Zwiebel rumlaufen. Aber dicke Pullover gehen gar nicht. Dann steh' ich da und schwitze ... puuuh! Tja, so ist das mit jahrhundert-alten Schulen mit uralter Heizungsanlage. 

@ Ingrid
Ich mach' täglich mentales Motivationstraining - mit mir selbst. Kommt auch vor, dass ich mittags nach Hause komme und kaum was essen mag und am liebsten nur heulen möchte. Aber wenn ich dann an die Vorbereitung gehe und nicht viel über den vergangenen Vormittag nachdenke, geht es meistens wieder. Oder ich werde krank (wen wundert's) - ist mir vorletzte Woche schon passiert ... sehr plötzlich, Schüttelfrost, Nudelholzwalkgefühle, Schwäche ... war dann zwei Tage zuhause. Zur Vertretung musste dann mal die Schulleitung rein. Hinterher wurde ich wie mit Samthandschuhen angefasst und nicht nur schräg von der Seite angeguckt, wenn ich mal wieder was aus meiner Klasse vom Stapel gelassen habe. So eine Gang habe ich in meiner ganzen Dienstzeit noch nicht erlebt. Tja, man muss durch, viele Abstriche machen und darf den Humor nicht verlieren. Derzeit lasse ich mir morgens immer von verschiedenen Eltern helfen. Es war die Idee einer Mutter, dass alle mal am Unterricht teilnehmen sollten - herzlich gerne! Es gab gleich eine freundliche Einladung an alle. Die Reaktion ist sehr positiv und ich schöpfe neue Hoffnung ...

Ich habe doch den schönsten Beruf der Welt! Den ganzen Vormittag mit kleinen Kindern spielen ... süüüß!

Mehr zum Thema Eigenmotivation im nächsten Post.

Montag, 24. September 2012

Jacke fertig!

Im Urlaub begonnen und endlich fertig - Nadelstärke 2 bis 2,5 ließ das Teil nur langsam wachsen, aber was lange währte, ist nun endlich richtig gut! Das wird in meiner Garderobe ein absolutes Lieblingsstück. Das Garn ist von Karen Noe (Dänemark) und besteht überwiegend aus Leinen. Es lässt sich heiß dämpfen, dadurch wunderschön glätten und nimmt gar nichts übel. Die Farbe ist absoluter Favorit in meinem Farbkasten, besonders in Kombination mit dem herbstaktuellen Warmgelb.


Dies ist das zweite Jäckchen mit der pfiffigen Wendung in der vorderen Mitte. Es wird noch einmal gestrickt, das Garn ist schon da - ein dunkles Grau.


Diese Bernsteinbrosche erbte ich von meiner lieben Schwiegermama-selig, die sie von ihrem Bruder geschenkt bekam - passt zur aktuellen Mode ganz wunderbar! Wenn auch sonst Bernstein nicht so mein Geschmack ist.

Die Detailaufnahme zeigt die wunderschöne Kombination der Garnfarben
Blau und Blaugrün, die - zu einem Faden versponnen - petrolfarbig schimmern.

Samstag, 22. September 2012

In der Wiege der Genies

Große Architekten, geniale Mathematiker, herausragende Künstler ... alle sind sie mal zur Grundschule gegangen. Unter diesem Aspekt betrachte ich heute mal "das Kind", das seine ganze Genialität im zarten Alter von 6 Jahren zum Ausdruck bringt.

Jason ist es heute wieder mal, der im Kino so gern Popcorn isst.

Diese Woche ist Apfelwoche gewesen. Da wurden Äpfel betrachtet, geschmeckt, gefühlt, beschnuppert, verglichen, zerschnitten, untersucht, gezeichnet, besungen. Auch Jason verwirklichte diese Woche die ganze Bandbreite an Talenten, die in ihm schlummern.

Zum ersten Mal haben wir am Mittwoch unseren Deckfarbkasten erprobt. Um das Chaos in kleinen Schritten handhaben zu können, wurde damit erstmal gedruckt ... ein Fingerdruck sollte es werden. Ein Apfelumriss durfte nach Belieben mit Fingerabdrücken ausgetupft werden. Jedes Kind bekam einen kleinen Lappen und einen Schwamm, der nass gemacht und kräftig ausgedrückt wurde. So konnte man immer wieder den Finger nass machen, ihn in einem Farbnäpfchen drehen und dann in dem Apfelumriss abdrucken. "Laaangweilig!", hörte ich schon nach einigen Minuten, denn mit Geduld haben sie es halt nicht mehr so heutzutage, wo alles schnellschnell gehen soll.
Um die anstrengende Sache bald beenden zu können, begannen die ersten Kinder, die Farbe mit dem Finger aufs Papier zu wischen. Tja, ich hatte es ja nicht hören wollen (Lehrerin mit tauben Ohren!), sie wollten doch mit dem Pinsel malen! Einige wenige, die von der ruhigen Art, legten sorgfältig Abdruck an Abdruck, wählten echte Apfelfarben, fühlten sich dabei aber vielleicht doch nicht so recht wie echte Künstler.
Ganz anders Jason ... ihm ein sorgfältiges Drucken abzuverlangen wäre ein vergeblicher Kampf gewesen, der mich viel zu viel Kraft gekostet hätte.

Er bewältigte die gestellte Aufgabe in wenigen Minuten, und zwar wie folgt:

Er steckte alle zehn Finger gleichzeitig in den Schwamm, anschließend auch alle zehn Finger in viele Farbnäpfchen gleichzeitig, rührte, rührte ... dann kamen alle Finger gleichzeitig aufs Papier in den Apfelumriss ... wisch, wisch ... FERTIIIIG! Total vermanscht, aber er fand es schön. Das Bild sah positiv-verrückt aus. Ja, so will ich es mal bezeichnen, denn - wie gesagt - ein Kampf mit Klein-Jason ist aussichtslos. Daher definiere ich an solchen Stellen immer negativ als positiv und bleibe in einem Zustand von innerem Hahahaaa.
Kann ich jetzt mit dem Pinsel malen?, fragte Jason. Ich lasse ihn ... "Ich bin ein Künstler", stellt er lapidar fest, geht zum Waschbecken und holt sich Wasser in einem dicken Einmachglas, das ich ihm gegeben habe. Und nun folgt seine Vorstellung von Kunst. Sein erstes Pinselbild malt er schwarz, er malt sehr viel Schwarz, noch mehr Schwarz, ein bisschen Rot. Die Arme der Wesen sind Schwert-Arme, die Hände spitz und gefährlich. "Wer ist denn das?", frage ich ihn. "Star Wars", antwortet er stolz, "das da ist Dark Mall." (Keine Ahnung, bipt es den?) Was macht eine Lehrerin um ihre Kids zu verstehen? Na, es gibt doch Guckel ... dort finde ich Darth Maul - Vorsicht - beim Anklicken keinen Schreck bekommen! Ich gebe zu, dass ich mich erschrocken habe, wenn ich mich auch erinnern kann, dass ich in meiner pubertären Zeit auch solche Wesen mochte. Es waren für uns die gruseligen Abziehbildchen, die man in kleinen Überraschungstütchen kaufen konnte, in denen dann auch noch etwas Süßes zu finden war. Hmm ... war es Popcoooorn? Oder farbiger Puffreis?
So weit so gut ... Jasons Farbkasten sah dann halt auch aus wie bei einem echten Künstler, der Tisch auch, der Fußboden darunter auch. Die anschließende Reinigungsaktion presste mir den Schweiß aus der letzten Pore, trainierte meinen Geduldsfaden und erhöhte meinen nachunterrichtlichen Schokoladenkonsum.
Es gab nur ein Stückchen, denn nach dem Herausschieben des letzten Zappelmanns aus dem Klassenzimmer und dem Abschließen der Tür musste ich gleich über den Schulhof zur Bushaltestelle. Ich hatte Busaufsicht. Auf dem Rückweg kam ich an dem Kiesbeet vorbei, das vor der Kletterwand angelegt worden war um Herabstürze der Kinder zu mildern. Wer saß dort, ganz versunken in sein Tun? Es war Jason. Ich hätte ihn unbeachtet links liegen lassen können, aber ich bin neugierig auf das Innenleben von Kinderseelen. So hockte ich mich zu ihm, der dort saß und mit einem breiten Lineal die winzigen Kieselsteinchen in sein offenes Etui baggerte. "Was spielst du denn hier?", fragte ich ihn. Zwei braune Augen schauten mich erstaunt an: "Na, ich bagger doch ..." - "Warum hast du denn dein Etui mit auf den Schulhof genommen?", fragte ich. "Das hab' ich aussersehn mitbenommen," ist seine Antwort. "Und dann war die Tür zu. Da konnt' ich es nicht mehr reintun." - "Das darfst du aber nicht, Jason. Schau mal, wie deine Stifte jetzt aussehen." Alle Stifte sahen schon reichlich ramponiert aus, hatten Kratzer, einer war schon abgebrochen und dem Lineal fehlte auch schon ein Eckchen. Ganz ruhig und selbstbewusst erklärte er weiter: "Macht ja nix, ich hab ja viele Stifte. Ich hab' auch schon mal was verscheeenkt." - "Nee, sag bloß, du hast Stifte an andere Kinder verschenkt?" "Jaaaaaa, nee, auch Bücher." Mir schwante Fürchterliches. "Jaaa, wir haben das blaue Buch doch gar nicht gebraucht. Das hab' ich einem Kind auf dem Schulhof geschenkt. Jaaa, weiiil, das wollte ich nicht mehr rumtragen. Jaaa, weil wir das ja nicht gebraucht haaaben." Mir fiel nichts mehr ein, ich war regelrecht sprachlos und nahm mir vor, am Montag mal in seiner Tasche nachzuschauen, was denn da überhaupt noch drinnen sei.
Ein anderes Mal fragte ich Jason nach seinem Papa, der laut Aussage seiner Mutter in Afrika lebt. "Warst du denn schon mal bei deinem Papa in Afrika?", fragte ich ihn. "Neee," kam seine langgezogene und ruhig gesprochene Antwort, "ich kann da nicht aaatmen." - "Wieso das denn nicht?", wollte ich wissen. "Nee, die atmen da alle sooo", sagte er und demonstrierte das afrikanische Atmen, indem er den Mund weit öffnete und Luft heraus- und hereinließ. "Ich will aber so atmen", kam dann, er schloss den Mund und tat ein paar Atemzüge durch die Nase. "Jaaa, und das kann man da niiich." 
Also echt jetzt ... habe ich in der Schule nicht aufgepasst? Ist in Afrika die Luft so dünn, dass man Schnappatmung bekommt???

Dies war nur ein ganz winziger Ausschnitt aus einer Woche prallem Lehrerleben ... bin echt groggy und freue mich auf meinen allerprallesten Wochentag mit fünf Stunden kuriosem Kinderquatsch ... meinen Montag in Klasse 1.

Und nächstes Mal gibt's wieder was aus ULL-Rikes Strickwelt - versprochen!

Donnerstag, 13. September 2012

Erfahrungen

Auch schon mal im Kino gewesen? - Na, dann werdet Ihr gleich lächeln.

Heute Morgen habe ich zum ersten Mal Laptop und Beamer im Unterricht eingesetzt. Schon vor dem Unterrichtsbeginn standen die Kinder staunend vor der großen Leinwand. "Ui, machen wir heut' Kino?", fragt Mary interessiert. Im Spaß sage ich: "Ja, ganz tolles Kino! Aber ihr habt ja erstmal Sport bei Frau Hickelbein." (Name von der Redaktion geändert)

Was wirklich auf der Leinwand präsentiert wird, sind Aufgaben, die ich eingescannt habe und die die Kinder anschließend selbstständig auf einem Blatt Papier bearbeiten können.
Jason kommt ganz vorsichtig zur Leinwand, fasst einmal dran, dann wendet er sich zu mir um. Mit dem Finger am Mund fragt er mich etwas - ganz leise. Ich verstehe bittestopdooorn ... ich frage nach. "Was meintest du, Jason? Es ist so laut hier, ich habe leider nichts verstanden." Er wiederholt seine Frage - dieses Mal lauter, so dass ich verstehe: "Bipt es Popcoooorn?"

Diese Frage hätte ich meiner Grundschullehrerin niemals gestellt. Aber ich war ja auch mit 6 Jahren noch nicht ein einziges Mal im Kino, wir hatten noch nicht einmal einen Fernseher und Popcorn gab es nur auf dem Kindergeburtstag. 


Dienstag, 11. September 2012

Erst der Spaß und dann das Vergnügen ...

Hm ... kommt Euch der Spruch nicht komisch vor? Haben wir als Kind nicht schon gelernt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?  - Stimmt! - Bei mir soll es heute aber erst den Spaß geben - den frischen und unverstellten Kinder- (nein, auch Eltern-)mund, dann das Vergnügen an meinen Nach- und Vorbereitungen. Warum so herum?
Weil mich der Spaß am Erzählen belebt und mir das Weiterarbeiten zum Vergnügen macht. Verdreht? - Warum nicht? Es passt doch viel besser zu einer so verdrehten Welt.

Also ... legen wir los:

Zuerst wollte ich Euch mal fragen (so wie es der französische Komiker Alfons mit dem Puschelmikrofon in seiner aktuellen Show tat):

Wie heißt nochmal der Ort,
  • an dem sich Jugendliche treffen?
  • an dem es so furchtbar laut ist?
  • wo alle herumzappeln?  
Selbst ich rief vom Sofa aus laut in den Raum:

Das ist 'ne DISCO!

Dabei müsste gerade ich es doch besser wissen. Wisst Ihr's?
Auflösung ganz unten!




Gewitter ... PC aus!


Es wird wieder heller ... nach Blitz und Donner, Kübeln mit water from the sky, einem riesigen Wasserfall aus der Dachrinne, weil Nachbars Apfelbaum sich selbst auf unser Dach aberntet und unser Fallrohr mit Äpfeln füttert, ein Leck im Dach, wo's runter in den Carport tropft ... Männe braucht halt auch was zu tun.


Aber nun zurück zum täglichen Wahnsinn in deutschen Bildungsanstalten:

Heute früh vor dem Unterricht stand Mama von Prinzchen 1 des mohammedanischen Triumvirats in der Klasse und wollte mich sprechen ... "mal so ganz allein. Die andere Eltern sollen aber nicht hören ... ich mit Sie zusammenarbeit, gutt?" - Ja! Immer gutt zusammenarbeit ... allein kann nicht, hat Grenze. 
Ich gehe also mit ihr vor die Klassentür. Sie lächelt verschämt, guckt nach rechts und links, wo noch immer andere Mütter herumwuseln, ihrem Kind den Tornister abnehmen, Küsschen geben, Händchen halten, nochmal Küsschen geben. "Ja, Papa holt Dich ab ... jaaa ... ganz bestimmt. Mama muss jetzt arbeiten gehen. Jaa, nee, ganz bestimmt kommt Papa. Deine Lehrerin weiß es auch. Gut, also ... nochmal Küsschen ..."  Winkewinkewinke ...
Wie habe ich das bloß als Kind geschafft - so ganz allein ... keine Winkemama, kein Abholpapa. Am zweiten Schultag nach dem halben Schulweg tschüss gesagt, nicht mehr umgedreht und zur Schule gehopst. Okay - andere Zeiten - Mutti ging auch nicht arbeiten und Kind war viel ruhiger.

Zurück zu Mama von Prinzchen 1:
Wir entfernen uns auf dem Flur also noch ein Stück von der Klassentür, damit niemand zuhören kann. Und endlich erfahre ich von ihr, was niemand erfahren soll. Hier kann ich es auch nur erzählen, weil alle Namen durch die Redaktion geändert wurden. Ich stelle in dem Flurgewusel also schön meine Lauscher auf Empfang und schaue ihr aufmerksam ins Gesicht um sie in dem Lärm zu verstehen.
"Mein Kind is bei Arsst in >Dingsdatown<. Is da schon ein Jahr, muss da weiter ssu Arsst." - "Oh, ist er krank?" Sie kommt mir noch näher und flüstert mir fast ins Ohr: "Geht ssu piskologische Arsst." Hm?, denke ich. Mein Gehirn rattert und rattert ... Piss??? Hm ... hat er Probleme mit dem Pipimachen? Nee, schon ein Jahr??? Ratterratter ... hm ... Pisces ... Vesica Pisces ... hm ... die Fischblase, das Yin-Yang-Symbol der seelischen Ausgeglichenheit??? Welche Fachrichtung kann sie nur meinen? Piskologischer Arzt ... ratterrratter ... fängt an mit p, hört auf mit logisch. Jaaaaaaa - logisch! "Ein psychologischer Arzt?", frage ich erwartungsvoll. Ihr Gesicht verwandelt sich von Nacht zu Tag, die Sonne geht darin auf: "Ja, ein piskologische Arzt." Ha, sie ist ganz erleichtert ... endlich hat die Lehrerin verstanden ... und mein Weltbild ist wieder gerade. Es fällt mir jetzt leichter, die Tiraden von Prinzchen 1 anzunehmen und bei deren Verwandlung mitzuhelfen. Als Mama weg war, ging ich in die Klasse und war überzeugt davon, dass man noch mehr Kinder zu einem piskologischen Arzt schicken sollte, denn ... man lese und staune ... Prinzchen 1 steht vor mir, gibt mir die Hand und sagt: "Entschuldigung." Dann dreht er sich flugs um, geht zu seinem Platz und dölmert weiter rum. Aber auf Ansprache reagierte er heute viel besser. 
Wir müssen halt alle gutt zusammenarbeit ... Lehrer, Eltern, Kinder, piskologische Arzt ... geht doch!
Als ich übrigens den Begriff in der Pause dem Kollegium vorstellte und um Erklärung bat, rief eine Kollegin gleich: "Ein Urologe?" Niemand kam von selbst drauf. Als ich des Rätsels Lösung verkündete, folgte lautes und erfischendes Gelächter. (Den Tippfehler lass ich jetzt mal stehen ... *lach*)



In der Frühstückspause dann kommt Irina zum Pult und fragt: "Duhuu, können Heringe pupsen?" Ich schaue sie ratlos an ... "Du, das weiß ich auch nicht. Die sind doch unter Wasser. Hab' ich noch nie drauf geachtet, als ich mal im Meer war. Weißt du es denn?" Sie lacht mich verschmitzt an und sagt: "Hmhmmm ... die können das!" - "Nee, sag bloß!", antworte ich erstaunt und stelle mir vor, dass sie mit Papa in einem Kinderbuch geblättert hat und Papa es ihr vorgelesen hat. Was es nicht alles gibt! "Woher weißt du das denn?", frage ich neugierig. "Hi hi", zieht sie den Kopf ein und die Schultern hoch, "ich hab' das gerochen." - "Waaas?", erwidere ich erstaunt, "Du hast das gerochen??? Wie das denn?" - "Ich bin da unter das Wasser getaucht, da hab' ich das gerochen."
Quintessenz:
Erstens ...
lernen nicht nur die Kinder von mir, sondern ich auch von ihnen. Ich habe nicht gewusst, dass Heringe pupsen und dabei auch noch stinken.
Zweitens ...
habe ich schon lange gewusst, dass die Menschheit sich in einer ständigen Evolution befindet, die niemals aufhört. So können möglicherweise die Kinder der heutigen Zeit sogar unter Wasser riechen. Ist das jetzt ein Fort- oder ein Rückschritt, ein Sprung in der Evolution, eine gleitende Entwicklung oder ... hm ... pisces ... hm ... piskologisch??? Was meint Ihr?


Auflösung zum Anfangsrätsel - na, ist doch ganz einfach:

Das ist 'ne SCHULE!

Und die zu bereichern wird jetzt meine vergnügliche Aufgabe sein ...

Montag, 10. September 2012

Kurzinfo

Heute durfte ich im Garten meiner Nachbarin die Sonnenblumen fotografieren, die im Foto darstellen, was mein Gedicht in Worten sagt. Ganz unten habe ich zwei Fotos ergänzt. Klicke hier!

Ansonsten ist heute Abend alles wieder paletti, nachdem ich heute Mittag einen Kurz-Burn-Out hatte ... alles wieder ausbalanciert ... morgen geht's wieder ran ans Kind im Allgemeinen und an den Rüpel im Besonderen. ;-)

Winkegruß an alle Geplagten meines Berufsstandes!

Sonntag, 9. September 2012

Einen Schritt zurück, zwei vor

Ich habe T.V.s Knöpfe von Loop und Mütze wieder abgeschnitten, aber nicht, um sie ganz zu entfernen, sondern, weil ich eine bessere Idee hatte:






Ich war nämlich heute mit meinen Hausaufgaben um 15 Uhr fertig, setzte mich mit einer Anleitung für eine Häkelrose (hier zum freien Download) gemütlich auf die Terrasse und legte los. Jetzt bin ich erst richtig zufrieden mit dem Knopf-Rosen-Ergebnis.

Accessoire Nr. 3 darf geplant werden. Ein Strängelchen vom gleichen Garn habe ich noch. Die beiden anderen habe ich bis auf einen winzigen Rest total aufgebraucht. Monika, Du darfst gespannt bleiben ...

Jung und unverstellt ...

Ein paar Kinderanekdoten mal wieder?

Okay, es gibt in der nächsten Zeit sicher viel zu diesem Thema zu erzählen,
denn je jünger, desto unverstellter reden und handeln sie.

Namen im Folgenden redaktionell geändert

Aktekin - ein kleiner türkischer Junge, der gerade am ersten Schultag sechs geworden ist, kann noch nicht richtig sprechen. Seine Sprache klingt so:

Iss muss danz viel doll!

Iss hat ein Ball mit Lisst.

Mein ssarze Ss-tift iss noss danz lant.

(Auflösung am Ende des Posts) 

Aktekin macht im Unterricht nur, was ihm gerade in den Sinn kommt. Zuhören geht fast noch gar nicht, Gemeinschaftliches mitmachen ist auch doof. Sein Lieblingswerkzeug ist sein Lineal, das für ihn ein Schwert ist. Als es letzte Woche zerbrach, weil er es mal wieder nicht im Etui stecken ließ,  hing er eine Stunde lang mit dem Kopf nach unten verzweifelt auf seinem Stuhl und heulte wie eine Sirene. Alle Achtung - die anderen Kinder und ich haben es ohne Blessuren durchgehalten. 
Warum er so heulte? 
"Mein Papa ssssimft ... uäääääää ... meine Mama soll miss holen ... uääääääää!" - "Nö, dein Papa holt dich. Und das Lineal ist ja kaputt, weil du daraus ein Schwert gemacht hast. Dann kannst du auch die Schimpfe aushalten." 
Papa kam und wurde aufgeklärt. Und sein Erziehungsanteil durfte dann zuhause erfolgen - auf seine Art. Das geht mich nichts an. 
Selten nimmt Aktekin, der kleine Miniprinz, der vier ältere Geschwister und kein jüngeres hat,  seine Aufgaben vor und beginnt damit. Inzwischen konnte ich ihn für einen Stickerordner gewinnen, in dem fertige Aufgaben abgeheftet werden. Wenn er drei Aufgaben fertig hat, bekommt er in den Ordnerdeckel innen einen Sticker. Der Kollegin, die diese Idee hatte, gebührt ein ORDEN (kein ORDNER *lach*). Sie sollte sich das System patentieren lassen!
Bereits vor dem Unterricht gehen die Kinder inzwischen an die Kästen mit Aufgabenblättern, holen sich etwas und beginnen damit. Die meisten bekommen nach fünf fertigen Blättern einen Sticker, manche schon nach vier oder drei Blättern. So kann ich wunderbar differenzieren und die Motivation aufrecht erhalten.


Alper, ein anderer türkischer Junge, kann's auch ... herumrennen, andere ärgern, bei jeder Ansprache beleidigt sein. Mit ihm gehe ich dann schon mal vor die Tür, spreche mit ihm, dann geht's mal wieder für zehn Minuten.
Vor einigen Tagen stand er vor mir, schaute mir mit zusammengekniffenen Augen sehr angestrengt ins Gesicht und meinte: "Du bist schon alt. Du hast da so Striche." Dabei zeigte er auf die Haut unter meinen Augen. "Stimmt", sagte ich, "das heißt Falten. Die kriegt man, wenn man älter wird und wenn man sich viel ärgert. Dann sei du mal schön lieb, damit es nicht noch mehr werden." Er drehte gleich ab ... nee, DER bekommt von so was keine Schuldgefühle! ;-)


Wir singen das Lied "Halte zu mir, guter Gott" als Morgenlied zum Beginn des Schulvormittags. Weil ich so viele Mohammedaner in der Klasse habe (7 von 20), fällt mir ein, dass wir das Lied ja auch mit dem türkischen (arabischen) Namen für Gott singen können. Ist ja egal, wir alle sind schließlich in Gott/Allah. So singe ich vor: "Halte zu mir, guter Allah ..."  Alle singen schön mit (ja, sie können wirklich schön singen, meine Neuen!), da meldet sich Taner: "Bei uns heißt Gott ALLAH (er spricht es so: Allaach)." - Ich: "Ja, Taner, das haben wir doch gerade gesungen." Er guckt mich an ... ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. "Aber bei uns heißt Gott Allaaach." Herrje! Da hat er doch mein Allah nicht als sein Allaach verstanden - also nochmal singen: "Halte zu mir, guter Allaach ..."  Taner grölt laut mit!

Da meldet sich Alper. Dieses Mal geht es nicht um meine Augenrunzeln. Er sagt - nun haltet Euch fest: "Gott ist viiiieeeeeeel größer als Allaach!" Und das aus türkischem Mund!!! :-))


Was wäre unser Leben ohne Kinder?!?


Auflösung zu Aktekins Sprache:

Ich muss ganz viel doll.
Ich habe einen Ball mit Licht.
Mein schwarzer Stift ist noch ganz lang.

Ohne Übersetzungshilfe verstanden? - Ehrlich ...?

Samstag, 8. September 2012

Warmer Kopf im Herbst


Das zweite Strängelchen ist verstrickt (liebe Monika). Ich habe eine Mütze draus gemacht im Baskenstil. Auch das Knöpfchen wiederholt sich am Rand. So etwas Schönes (DANKE!) soll einen besonderen Rahmen bekommen:




Es ist Sonnenblumenzeit!
Passend zum Accessoire-Set SONNENBLUME,
zu dem noch ein Bestandteil fehlt,
gibt es heute einen neuen Gartenspaziergang (klick und ankommen).



Mittwoch, 5. September 2012

Nochmal Sonnenblume ...


So bin ich heute zur Schule gegangen. Sonnenblumenumschmeichelt, insbesondere durch die Weichheit des Garns, außerdem Ton in Ton (wie man es älteren Damen empfiehlt - kräftig farbig, aber auf keinen Fall colour-blocking), also passend zum T-Shirt. Warme Farbtöne für frühe Nebelstunden. 
Zu dem wunderschönen Garn möchte ich heute noch etwas erzählen. Es handelt sich - laut Monikas Notiz - um die Wolle des Bluefaced Leicester Schafes. Dieses Schaf hat ein merkwürdiges Aussehen. Die Augen sitzen sehr hoch am Kopf, oben hat der Kopf eine große Beule, das Gesicht wirkt etwas bläulich - daher wohl auch sein Name. Der Körper ist ungewöhnlich lang und damit vermutlich recht ergiebig, was den Wollertrag betrifft. Leicester ist eine Stadt in den englischen East Midlands, wo diese Schafe wohl gezüchtet werden. Die Wolle dieser Schafe ist samtig weich und angenehm fließend, was man schon beim Stricken als leichtes Rutschen über die Nadel genießt. Sie schmeichelt der Haut und hat mit ihrem seidigen Glanz einen luxuriösen Charakter. Man spürt, sie ist etwas Besonderes. Zur Färbung kann ich mich nicht äußern, da ich  davon nicht die geringste Ahnung habe (man darf mir aber gern etwas dazu erzählen, liebe Monika). Nur so viel - ich finde, sie sind einfach eine Wucht! Das Tragegefühl ist sehr angenehm und ich freue mich schon auf das zweite Objekt, das ich zur Zeit noch nicht brauche, das aber auch bald fertig sein wird. Ich werde es hier dann vorstellen.

Und hier ist jemand in totale Verzückung geraten ob des wunderweichen Charakters des beschriebenen Garns.

Aber nun, ULL-Rike WOLL-Reich, sind deine Schularbeiten dran! Schluss mit dem bloggigen Gesülze!

Dienstag, 4. September 2012

Ein paar Reihen gehen immer

Dienst von Aufstehen bis Schlafengehen ... mit nur kurzen Pausen fürs Essen und ein paar gestrickte Reihen. So sieht momentan mein Alltag aus. Die Kleinen brauchen kleinstschrittiges Vorgehen, benötigen Hilfe und Unterrichtung in den einfachsten Tätigkeiten und Aufgaben, aber ich bin im Großen und Ganzen doch zufrieden. Nur jeden Mittag erstmal völlig geschafft. Komme mir morgens mit den Süßen vor wie eine Oma mit 20 Enkelkindern - nur sind alle im gleichen Alter. Ein Sack Flöhe kann nicht anstrengender sein, wobei man den wenigstens noch oben zubinden kann. ;-)

Heute wird nach Unterricht, langer Nachmittagskonferenz und Vorbereitungen für morgen wohl nicht einmal Zeit übrig bleiben für ein paar Reihen an meinem Schal "Bad Pyrmont" (so nannte ihn mein Schatz wegen verschiedener Muster, die zu dem Badeort passen). Dieses Zeichen brachte ihn drauf. Okay, dachte ich so, dann fantasieren wir halt noch ein bisschen weiter ... und ich entdeckte auf meinem Schal die Jetons der Pyrmonter Spielbank, den Kurgast mit seinem Kurschatten zwischen stilisierten Kurparkbäumen (Palmen in riesigen kubusförmigen Töpfen), den Pyrmonter ROSENGARTEN (ein Chinarestaurant), auch Blumenrankgitter, wie man sie im Kurpark finden kann.

Ich bin inzwischen am Mittelteil angekommen. Dieses Gitter wird ziemlich hoch gestrickt und soll um den Hals verlaufen. Hier soll der Schal etwas ruhigeren Charakter erhalten. Anschließend wird das Musterspiel des ersten Schalteils gespiegelt. Das Verlaufsgarn wird dennoch variierende Farbkombinationen generieren. So bleibt das Stricken kurzweilig und spannend. Heute liegt das gute Stück hier so:

Sonntag, 2. September 2012

Es wird Herbst

SONNENBLUME, so möchte ich den neuen Loop taufen, der heute fertig wurde. Ihn habe ich einer ganz lieben Seele zu verdanken, die diese Geschichte (unter dem zweiten Foto) in meinem Blog las. Dazu gehört auch der Kommentar von eben derselben Monika. Sie machte ihr Angebot wahr und nach meinem Urlaub schickte sie mir ein Paket voller fantastischer Strängelchen, nach dessen Öffnen ich den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekam. Liebe Monika, liebe Blogbesucher, hier ist nun ein erstes Ergebnis:

Ein Knöpfchen mit Zöpfchen zum Raffen

Was für eine traumhafte Färbung!

Unbeschreiblich flauschig!

Es herbstelt

Geöffnet und zum Päckchen zusammengelegt

Nochmals ganz lieben Dank Dir, Monika! Meine Kreativität ist im Flow ... das zweite Stück schon im Wachsen begriffen ...

Morgen muss ich wieder sehr früh raus und meine kleinen süßen Nervensägen brauchen mich frisch und munter. Abends ist Elternabend, am nächsten Tag Konferenz ... die Woche beginnt sehr intensiv! Daher jetzt nur noch ... GUTE NACHT!