Freitag, 17. Juli 2009

Sechzehnter Ferientag - der "frühe Vogel" zwitschert vom Vortag

Gestern war mal der Haushalt dran, aber so richtig gründlich. Motten hatten in zwei mir sehr kostbare Jacken kleine Löcher gefressen. Es muss im Schrank passiert sein. Also hieß es: Alles rausräumen, mit dem Staubsauger den ganzen Kleiderschrank gründlich aussaugen, das Zedernhölzchen mit Lavendelöl bestreichen, alle Lavendelsäckchen auffrischen und nach und nach die Pullover wieder einräumen, allerdings sollen sie durchweg auch mal die Waschmaschine (Wollprogramm) kennen lernen. Das wird dauern.

Bei dieser Aktion holte ich auch die Tagesdecke aus dem Schrank, die unter den hängenden Hosen und Blusen liegt. Dieses gute alte Stück, für das ich vor mindestens 30 Jahren -zig Quadrate häkelte, die nachher Stück für Stück aneinandergehäkelt wurden. Hier ist das schwere Ding:



Und wieder motzten mich die vielen nicht vernähten Fäden auf der Rückseite an. Jedes Mal, wenn das gute Stück mal übers Bett gelegt wird (nur einmal im Jahr, wenn wir unser Haus der Nachbarin zum Pflegen übergeben, weil wir in Urlaub fahren), dann denke ich: "Ach ja, die Fäden wollte ich auch mal vernähen - oder wenigstens verknoten und kurz abschneiden." - Genau - und das tat ich gestern nun endlich - nach etwa 30 JAHREN!
Manches dauert halt etwas länger ... nun denn ...


Es brauchte denn auch eine Stunde, allerdings wählte ich die Variante "verknoten". Ich hatte keine Lust, bei der Wärme mit der dicken Decke auf den Knien auf der Terrasse zu sitzen und die vielen noch nicht vernähten Fäden mit Hilfe einer Nadel verschwinden zu lassen. Es waren auch längst nicht mehr alle, denn ich habe damals nach etwa der Hälfte aufgehört ... ich erinnere mich noch gut daran, dass ich dachte, es wäre ja eigentlich auch egal, weil sie ja auf der Rückseite nicht zu sehen sind.

Und doch haben sie mich immer wieder gestört.


Hier das Restgewusel ... die Decke konnte wieder in den Schrank.


Was meint ihr wohl, wie viele Quadrate ich damals gehäkelt habe?


Beim Vernähen der Fäden änderte sich plötzlich meine Einstellung zu dem, was ich da tat. Eigentlich meint man, das sei ja irgendwie völlig überflüssig, bis man an einen Punkt kommt, an dem das Denken aufhört. Das Zen des Fäden-Verknotens ... die Hände fassen die Fäden, legen sie umeinander, ziehen, noch einmal anders herum, ziehen, noch einmal ... und dabei beobachtet der Geist das Tun ... wird dabei ruhiger und ruhiger ... es erinnerte mich an eine Szene in einem Zen-Klosterhof, wo ein Adept die feinen Steinchen mit einer Harke Strich für Strich mustert. Als er fertig ist, geht der Meister über die Fläche und zerstört das ganze schöne Bild. Daraufhin empört sich der Adept, bekommt aber vom Meister zu hören: "Mach es noch einmal - es ist so angenehm, dir bei dieser Arbeit zuzusehen."


Auf genau diese Weise schaute ich mir bei meinem Tun selber zu und fühlte mich dabei glücklich und zufrieden.


Zu diesem Phänomen des "Glücklichseins beim Beschäftigen mit Fäden" will ich später noch einmal zurückkommen. Es geht dabei um vertüddelte Wollfäden, die man auseinanderbekommen will.


Jetzt ein anderes Thema - die Zauberball-U-Boote sind fertig. Sie gefallen mir sehr gut, passen hervorragend zu blauen Jeans und sind ganz schnell genadelt - ein Projekt zum Mindless Knitting.


Ja, und was haben wir denn da? Schon hat sich ein neuer Zauberball bei mir eingefunden!




Der Himmel zieht sich zu. Für heute sind schwere Gewitter angesagt und ich will noch ins Städtchen, ein paar Besorgungen machen ... bevor ich zum späten Vogel werde oder gar zum Wurm, der gefressen wird ... ;-))





... und der späte Vogel hat auch noch Neues zu berichten
Das Gewitter blieb aus - es donnerte ein-, zwei Mal - das war's!
Und ich hatte alle Töpfe und Kübel schön brav unters Dach oder ins Wohnzimmer geholt. Nun bleiben sie dort noch bis morgen stehen. Wir wissen ja noch nicht, womit uns die Nacht überrascht.
À propos "überrascht" ...
von etwas anderem wurden wir heute Mittag überrascht. Wir saßen gerade gemütlich beim Essen, als ganz plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm loslegte - unsere Rauchmelder!
Nein - es brannte nichts, aber mein Bester meinte, es könnten diese kleinen Gewittertierchen sein, die in das Gerät krabbeln und damit den Alarm auslösen. War ich froh - wenn auch total verschreckt.
Im übrigen brachte der Tag heute eine Menge Socke ...
Zu meinen U-Boot-Socken gesellte sich ein Partnerpaar für meinen Besten - die zweite Socke ruht noch im Knäuel. Da der Knäuelrest nicht für das zweite Paar gereicht hätte, strickte ich Bündchen, Ferse und Spitze aus einem passend blauen Garn der Marke Regia.




Während des gedankenlosen Strickens kam mir plötzlich eine Idee, als ich das gestreifte Sommerhemd meines Mannes betrachtete. Die Farben des Hemdes müsste ich noch in meinem Restevorrat beherbergen. So musste er sich allerhand Sockenknäuel auf seiner Schulter gefallen lassen, bis ich die passenden Farben beisammen hatte. Und noch bevor ich seine zweite U-Boot-Socke anschlug, begann ich mit dem Streifenmodell, das nun genau zu seinem Hemd der Marke STATE OF ART passt. Nein, das kann ich hier jetzt nicht zeigen, denn ich wollte es ihm nicht vom Leibe reißen, um hier ein Foto davon zu zeigen. Aber ich habe zwei Pullover dazu geholt, die nun auch zu den Socken passen:






Wenn die Socken fertig sind, will ich sie mal mit Hemd bei Tageslicht fotografieren. Es hat richtig Spaß gemacht, die Streifenfolge des Hemdes zu imitieren.