Dienstag, 29. September 2015

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben - eine Urlaubsanekdote

Reichlich reinlich – peinlich!

Manchmal macht es Spaß, sich von anderen Menschen abzusetzen, Distanz einzunehmen und aus dem Hintergrund genaueste Beobachtungen anzustellen. Anschließend mit einem Füller in einem schönen Tagebuch mit Worten zu zeichnen, was die Sinne aufgesogen haben. Ein Kunstwerk zu gestalten mit den Farben aus dem Tuschkasten der eigenen Wortsinnlichkeit.

Besonders geeignet dazu sind Eindrücke, die man in entspanntem Ambiente einfangen kann.

So erging es mir in unserem letzten Urlaub im wunderschönen Norwegen, in dem ich mit meinem Angetrauten eine Genusspause einlegte. Diese ereignete sich in einem großen Hotel im weltberühmten Dorf Geiranger, gelegen am schönen Geirangerfjord.

Obwohl die Hochsaison längst verstrichen war, zeigte sich das Hotel gut besucht. Der Parkplatz füllte sich am späten Nachmittag bis zur Grenze seiner Kapazität, nicht nur mit PKW, sondern auch mit Bussen, die ihren Menscheninhalt wie einen Honigstrom Richtung Rezeption entließen.

Es war Spätnachmittag. Wir betraten den großen Loungebereich des Hotels, bestellten an der Bar Kaffee und Kuchen und suchten uns eine der vielen Sitzgruppen aus, die locker im Raum verteilt waren. Sehr geschmackvoll wirkten sie, jede war aus einer einladenden Runde von Sesseln und Sofas in behaglichen Farben und traditionellen Mustern zusammengestellt, hier und da gesellte sich auch eine gepolsterte Sitzbank dazu, wie man sie häufig in englischen Herrenhäusern vor dem Kamin sehen kann. Hier konnte man nach einem ereignisreichen Tag herrlich die Seele baumeln lassen.

Zuerst brachte man uns den Kaffee an den Tisch. Das Kuchendessert – wie das kunstvoll gestaltete Leckerli genannt wurde – ließ sehr lange auf sich warten, so dass wir - mit der Kaffeetasse in der Hand – aufmerksam unsere Blicke schweifen ließen.

Ein altes Ehepaar, offenbar in Begleitung seiner Reiseleiterin, die als solche an ihrer uniformähnlichen Kleidung zu erkennen war, kam vom Eingang des großen Saales her direkt auf die Bar zugesteuert, wo man seine Bestellung aufgeben konnte. Es erfolgte ein Machen-wir-es-so-oder-so-oder-doch-besser-so-Gespräch mit der Reiseleiterin, die dem alten Paar ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte und deren Fragen sehr freundlich und auffällig beschwichtigend zu beantworten schien. Gestik und Mimik der Frau strahlten Sicherheit und viel Geduld aus, die sie sich zweifellos durch lange Berufserfahrung angeeignet hatte.

Das Ehepaar – so war es akustisch zu vernehmen – war offenbar in Norwegen beheimatet. Der Mann – nun gut, in jener Phase meiner Beobachtung hätte ich ihn noch als Herr bezeichnet – sah aus wie Ende 80 und seine Haltung ließ ihn schon recht greisenhaft wirken. Er ging etwas gekrümmt, seine Anzughose schlackerte um seine dünnen Beine, seine Gesamterscheinung war die einer hageren, keineswegs aber gebrechlichen Gestalt. Sein Blick erinnerte uns an den des Prinzen Philipp, den Mann der englischen Königin. Mit seinen wachen Augen bemächtigte er sich auf unangenehme Weise seiner Umgebung. So empfand ich es schon in diesem Moment, obwohl ich nicht die geringste Ahnung davon hatte, was bald folgen würde.

Die Frau passte äußerlich wenig zu dem alten Herrn. Sie war bedeutend fülliger, eine alte Dame zwar, die aber doch um einiges jünger zu sein schien als ihr Partner.

Nach einem kurzen Wortwechsel des Mannes mit dem Bedienungspersonal an der Bar suchte sich das Paar erst mal eine Sitzgruppe aus. Schräg vor uns setzten sie sich hin, so dass wir zwangsläufig hören mussten, was gesprochen wurde.

Schon als die zwei ihre Sitzplätze einnahmen, offenbarten sich ihre stark voneinander abweichenden  Persönlichkeitszüge. Während die Frau, fein gekleidet in grau-schwarz gemusterter Bluse zu schwarzem Rock, zielgerichtet auf den Sessel ihrer Wahl zusteuerte, machte der hagere Mann einen erheblich nervöseren Eindruck. Ja, ich möchte fast sagen, er war auf gewisse Weise hyperaktiv. Zuerst setzte er sich im rechten Winkel zu seiner Partnerin auf ein Sofa, dann stand er wieder auf, setzte sich erneut auf dasselbe Sofa, dieses Mal an einer anderen Stelle. Dort ruckelte er unruhig herum, bis er sich umständlich wieder erhob, zur Bar ging und dort etwas zu trinken bestellte.

Danach rief er seiner Frau etwas zu, quer durch den Raum. Er schien wissen zu wollen, was sie denn trinken möchte. Sie rief ihm ihren Wunsch von ihrem Sessel aus zu, doch schien er es auf die Distanz nicht zu verstehen, was man an der hinter die Ohrmuschel gelegten Hand erkennen konnte. Ein ärgerliches „Hvaaaaaa?“ verstärkte diesen Eindruck. Dann folgte in beachtlich forderndem Ton: „Du må komme hit!“ Du musst schon mal herkommen. Sofort erhob sich die Frau mühsam aus ihrem Sessel und bewegte sich mit steifen Schritten zu ihm hin, wo sie dann ihren Wunsch äußerte.

Nun hätte man erwarten können, dass sich beide wieder setzen und auf ihr Getränk warten würden. Aber nein, der Mann verwickelte die Angestellte hinter der Theke noch in ein Gespräch, das diese von ihrer Arbeit abhielt. Nach einer Weile bequemten sich dann beide wieder in Richtung der von ihnen bereits vorher gewählten Sitzgruppe.

Nun aber ging es erst richtig los mit dem hyperaktiven Gebaren.

Wir hatten inzwischen unseren Kuchen bekommen, was uns aber nicht davon abhielt, den Fortgang der vor unseren Augen zelebrierten Posse weiterhin zu verfolgen.

Der alte Mann zog ein gefaltetes Stofftaschentuch aus seiner linken Hosentasche, hielt es an einer Seite fest und ließ es so, längs noch halb gefaltet, auseinanderfallen. Dann bohrte er mit dem linken Zeigefinger – nun doppelt taschentuchumhüllt – sein linkes Nasenloch sauber. Mit einer vorbildlichen Gründlichkeit! Dann kam das linke Ohr dran, ebenso gründlich. Dann folgte das rechte Nasenloch. Dann das rechte Ohr.

In mir wallte schon ein leises Ekelgefühl auf. Ohrschmalz im Nasenloch? Popel im Ohr? Igitt!

Doch war der reinliche Herr keineswegs fertig! Er faltete das Taschentuch vollends auseinander, breitete es umständlich in seiner kompletten Größe aus, griff es dann mit beiden Händen und wischte sich damit – fast zwanghaft gründlich – die Stirn ab, dann folgte das Auswischen der Augenpartie.

Mein Ekelpegel stieg wie der Hammer beim Haut-den-Lukas. Stirnschweiß auf Augenlid! Was nun noch???

Die Gläser mit den Getränken wurden gebracht, das Taschentuch aber keinesfalls in die Hosentasche gesteckt. Ein kurzes Dankeschön folgte. Die Frau saß ungerührt in ihrem Sessel, nahm ihr Glas in die Hand und begann zu trinken.

Die junge Angestellte ging zurück in den Barbereich.

Der hyperaktive Greis aber wedelte mit seinem Taschentuch Richtung Bar und rief eine Bemerkung, in der das Wort Unterschrift vorkam. Er wollte offensichtlich die Quittung unterschreiben, um die Kosten – so wie es in Hotels üblich ist – bei Abreise mit der Schlussabrechnung zusammen auszugleichen.

Die Bedienung – eine junge Frau im Alter von Mitte bis Ende zwanzig – brachte eine Schreibunterlage, einen Stift dazu, hielt dem Gast beides hin und ließ ihn unterschreiben.

Der Alte gab sich nicht zufrieden und verwickelte sie erneut in ein Gespräch.

„Wo kommen Sie eigentlich her?“ – „Aus Finnland.“
„Aha … und wo wohnen Sie hier in Norwegen?“ - Eine freundliche Bedienung! „In Volda.“
„So so. Und wie lange arbeiten Sie schon hier im Hotel?“ – Langmütig: „Seit ich zwanzig bin …“

Die Ehefrau drückte weiterhin ihr Gewicht in den Sessel. Stoische Ruhe, aber nicht geistige Abwesenheit strahlte sie aus. Kein vielsagender Blick mit verdrehten Augen, nichts.

Ende der Geschichte vom reichlich reinlichen Greis? Aber nein!

Noch während des Gesprächs mit der jungen Frau begann das Nesteln mit dem Taschentuch von vorn. Aufwärmphase Nase, Bohren in den Ohren, Wischen dazwischen … das Ritual in erster Wiederholung. Dann wurde das Taschentuch sorgsam wieder zusammengefaltet und in die Hosentasche gesteckt. 

Die Angestellte ging zurück zur Bar und holte ein Feuerzeug, mit dem sie die zwei Teelichter anzündete, die vor dem Paar auf dem Tisch standen. Dabei murmelte sie etwas von Stimmung und schien froh zu sein, dass sie sich nun einer Aufgabe zuwenden konnte, die rechtfertigte, dass sie sich von dem Sitzplatz des alten Paares entfernen durfte.

Wenn man annimmt, nun sei der Kontakt endlich abgebrochen … weit gefehlt!

Die junge Frau ging von Tisch zu Tisch, begab sich immer weiter fort, kam zu einem sehr weit entfernt stehenden Wandschrank, in dessen offenem Bereich auch ein paar Teelichter standen. Ich fühlte mit ihr, atmete innerlich auf. Nun hat sie ihre Ruhe, dachte ich. Sie zündete das erste Teelicht an, doch – was für ein Pech – beim nächsten versagte ihr Feuerzeug. Meine innere Stimme seufzte laut auf. Nein! Bitte nicht!

Doch! Der alte Nervtöter schien der Bediensteten mit allen ihm noch dienenden Sinnen gefolgt zu sein, denn er machte plötzlich Anstalten, sich zu erheben, wobei er umständlich in seinen Hosentaschen kramte und quer durch die große Lounge fragte, ob er ihr helfen könne.

Wie muss es in der jungen Frau in diesem Moment ausgesehen haben, als sie realisierte, dass sie die Bande zu dem lästigen Gast noch immer nicht hatte lösen können?

„Nein, nein, das ist nicht nötig“, rief sie. Höflich zwar, doch konnte ein feinfühliger Mensch sehr wohl wahrnehmen, was sie in dem Moment dachte und noch viel lieber gesagt hätte. „Wir haben noch mehr Feuerzeuge“, ergänzte sie schnell und – schwupps – war sie um die Ecke gesprungen und im Speisesaal verschwunden. Bald darauf kam sie mit einem anderen Feuerzeug zurück und setzte ihre Aufgabe fort, bis alle Kerzen in dem riesigen Raum angezündet waren.

Inzwischen hatte der alte Schwerenöter Nase, Ohren, Stirn und Augen zum dritten Mal traktiert, als die Angestellte zur Bar zurückkehrte. Auf ihrem Weg dorthin wurde sie erneut angesprochen: „Kann ich wohl bitte die Quittung unterschreiben?“, fragte die Nervensäge.

Die alte Dame neben ihm saß in ihrem Sessel, nicht geistesabwesend, aber in stoischer Ruhe, während die Angestellte – vielleicht einen kleinen, kaum spürbaren Deut weniger freundlich – antwortete: „Aber Sie haben doch eben schon unterschrieben“, wobei sie gleichzeitig erklärte, sie habe jetzt Feierabend, aber wenn er noch weitere Wünsche habe, solle er sich doch an ihre Kollegin wenden, die gleich ihren Dienst beginne.

„Ich will doch aber nur unterschreiben“, nervte der Sturkopf noch immer. „Aber das brauchen Sie nicht“, wiederholte die junge Frau. „Ich habe Ihnen die Quittung doch hingehalten und Sie haben bereits unterschrieben.“

Die Ehefrau bewegte kurz ihre beschwichtigende Hand Richtung Ehemann, zog sie aber gleich wieder zurück, als die Angestellte sich lächelnd in den Hintergrundbereich der Bar zurückzog, wohl um ihre Dienstkleidung abzulegen und erleichtert nach Hause zu fahren. Nach Volda, wie wir ja dank der neugierigen Fragerei des alten Schwerenöters bereits wissen.

Dieser wiederum beobachtete sehr genau, was im Barbereich vor sich ging, während zwischenzeitlich die Reiseleiterin erneut aufkreuzte und mit viel Palaver das alte Paar beruhigte, es könne es sich gern noch länger gemütlich machen und sein Getränk in Ruhe austrinken. 

Als sie sich wieder entfernt hatte, begann der olle Bumskopp erneut Ausschau nach potenziellen Opfern zu halten. Da! Ein neuer Angestellter hatte seinen Arbeitsbereich hinter der Theke eingenommen. Der Arme … er tat mir jetzt schon leid.

Mit dem inzwischen wieder entfalteten Taschentuch die üblichen Rituale bzw. Zwangshandlungen an Nase, Ohren, Stirn und Augen exerzierend, rief der Tattergreis etwas für mich Unverständliches Richtung Bar.

Der Gast ist nun mal König, dachte ich, davon ausgehend, dass dies sicher eine –zig mal eingehämmerte Devise für alle Angestellten im Dienstleistungsbereich von Hotels und Gaststätten sein dürfte. So setzte sich denn auch der junge Mann in Bewegung Richtung Sitzgruppe Gammalnorske, mit überzeugend ehrlichem Lächeln auf den Lippen. Auch er hatte nicht verstanden, was der alte Mann gerufen hatte.

„Hva sa du?“ – „Was sagten Sie?“, fragte er also den ollen Sturkopp, der erneut seine Litanei herunterzubeten begann:

„Woher kommen Sie eigentlich?“ - „Aus Måløy.“
„So, aha. Und wohnen Sie dort?“ – Wohlerzogen: „Ja, mit meiner Familie.“  
„Hm hm … und wie lange arbeiten Sie schon in diesem Hotel?“ …

Da wurde dieses Ritual plötzlich unterbrochen von einer weiteren jungen Angestellten, die man für eine Inderin oder eine Pakistanerin hätte halten können. Jetzt aber …, dachte ich und verspürte ein inneres Grinsen. Doch nein, bevor der Mann wieder loslegen konnte, noch immer mit seinem Taschentuch herumdokternd, sagte die exotische Schöne schmunzelnd: „Ah, ich habe schon von Ihnen gehört. Von meiner Kollegin.“

Keine Ahnung, ob sie mit dieser Bemerkung die Kette immer gleicher Fragen unterbrechen konnte. 

Ich jedenfalls dachte nur: Wir sind fertig mit dem Kaffeetrinken. Und sagte zu meinem Göttergatten: „Komm, lass uns schnell gehen, bevor er uns als Opfer entdeckt.“

Der Gute hatte keine Einwände. Einmütig strebten wir in weitem Bogen um das alte Paar herum Richtung Ausgang. Das Personal hatte offenbar bereits wieder seinen Platz hinter der Bar eingenommen, als ich noch im linken Blickwinkel eine unmissverständliche Geste erheischte. Der Zeigefinger einer abgemagerten hexenartigen Greisenhand bewegte sich in Richtung Bar, abwechselnd gekrümmt und gestreckt und forderte ohne Unterlass: „He, kommen Sie doch mal her!“

Die Blicke hinter der Bar sprachen Bände und lösten bei mir in der anschließenden Nacht empathische Träume aus. Ein dürres Männlein saß darin auf einem morschen Sofa und interviewte mich mit zitterndem Stimmlein: 

„Wo kommen Sie denn her?“ – „Aus Deutschland.“
„Ah, so … und wo wohnen Sie hier?“ – „Am Nordfjord.“
„Ach, interessant, und arbeiten Sie hier in Norwegen?“ – „NEIN!!!“, schrie ich den Wicht an. 
„ICH MACHE HIER URLAUB!!! UND DEN HABE ICH JETZT AUCH DRINGEND NÖTIG!“

© UNik 09-2015

Donnerstag, 24. September 2015

Birken, Schafe und mehr

Schafe, unsere Lieblingstiere, da wir doch alle so gern ihre wärmende Wolle verstricken, Ziegen, Herbst und welkendes Laub sollen Thema dieses Blogposts werden. Da im gerade vergangenen Urlaub der Herbst noch nicht sehr weit fortgeschritten war, krame ich mal in alten Dateien. Denn am Nordfjord sind wir auch schon mal im Oktober gewesen. Und dann hat Westnorwegen - bei schönem Wetter auf jeden Fall - einen ganz besonderen Zauber.


Blick auf den inneren Nordfjord Richtung Loen

Ja, wo laufen sie denn?

Der Skåla - ein Berg, dessen Name "Schale" bedeutet,
denn oben hat er die Form einer Schüssel.
Im Herbst kann er auch schon
eine ordentliche Puderzuckermütze tragen.

Nebel über dem Wasser, das im Herbst oft unter dichten Wolken versteckt ist


Was für ein Licht!





Schafe können sich völlig angstfrei auch auf steilen Hängen bewegen
Was willst denn du von mir?
Wir sind ja so neugierig!
Mein Lieblingsbaum - eine alte Birke,
die einen fantastischen Ausblick auf den Nordfjord hat -
wenn sie denn sehen könnte. ;-)
Herrliche Ruhe an einem Teich


Windstille, Ruhe ... nur ab und zu
hört man einen Fisch an die Oberfläche kommen

Für eine größere Darstellung empfehle ich, das erste Bild anzuklicken und dann durchzuscrollen.

Norwegens Herbstbirken

Um die Seelenstimmung noch ein bisschen anzuwärmen, habe ich mal ein paar schöne Birken aus Norwegen ausgewählt - høst i Norge!

Birkengruppe an der E6




In einem späteren Post sollen noch mehr kommen - eine besondere Bilderserie für unsere norwegischen Freunde.

En spesiel helsing til Therese og alle der (incl. sauene)!

Es wird Herbst

Die letzten Urlaubstage in Norwegen - es war schließlich fast Ende September - waren schon leicht herbstlich angehaucht. Zuerst färben sich ja die Birkenblätter gelb. Diese fallen dann auf Steine, auch mal ins Wasser, wo sie lustig herumtreiben.

In meinem Pulli sollen sie auf Steine fallen. Dieser Abschnitt folgt jetzt beim zweiten grauen Streifen, etwa in Brusthöhe bzw. kurz darüber.

Aber zuerst möchte ich zeigen, wie weit das erste Strickteil gediehen ist:


Um es besser fotografieren zu können, habe ich es heute mal meiner "Hulda" angesteckt. Beim Betrachten des Teils auf dem Foto fiel mir die erste Jacquardmusterreihe in dem grauen Streifen auf. Da stört mich etwas. Das Gelb der Musterflecken bildet am unteren Rand in die letzte Reihe Petrol hineinreichende störende Einbuchtungen. Deswegen werde ich den Pulli nun nicht aufribbeln, habe aber beschlossen, dass das erste Teil das Rückenteil werden soll. 
Beim Vorderteil werde ich eine Reihe nach dem Petrol in Schlichtgrau stricken und dann erst das Muster beginnen. Das ist ja nicht so schlimm, weil es eh unregelmäßige Flecken sind. Hinten soll mich dann dieser kleine Schönheitsfehler nicht so stören. Ich muss ihn dann ja nicht anschauen. ;-)

Die nächste Entscheidung, die ansteht, ist: 
  1. Stricke ich den nun kommenden grauen Streifen im Rücken genau so (also mit Moosflecken) wie unten? 
  2. Stricke ich ihn einfach in uni Grau und glatt links wie die anderen Streifen und lasse ihn dann so schlicht?
  3. Stricke ich vielleicht abwechselnd zwei Reihen in Grau, zwei in Gelbgrün? Natürlich für den Fall in glatt rechts, weil sich in linkem Gestrick ja immer die Farben ineinander verschlingen. 
  4. Oder Lösung 3 vielleicht gerade in glatt links, um die Unregelmäßigkeit der Felsoberfläche nachzuahmen?
Ich tendiere zu Lösung 2. In dem Fall wäre der erste Hingucker der Rundumstreifen mit dem Moos, und oben wären auf Unigrau / glatt links die Blättchen im Brustbereich ein zweiter Hingucker.
Lösung 1 würde dem Rundum-Moosstreifen irgendwie den Rang ablaufen.
Lösung 3 / 4 wären vermutlich zu viel des Guten (Verschiedenen).

Was meint Ihr dazu? Wie würdet Ihr es machen?

Für die Blättchen habe ich schon mal einen Prototyp gehäkelt. Es sollen natürlich Birkenblättchen sein. Die sehen dann so aus:



Oder als Gesamteindruck so - dann noch mehr von den Blättchen auf dem gesamten grauen glatt links gestrickten Streifen verteilt, aber nur auf der Vorderseite (wie schon beschrieben als zweiter Hingucker):


Nun warte ich erstmal auf Kommentare ... und widme mich anderen Aufgaben.

Übrigens ... diese Art zu stricken macht doch am meisten Spaß, oder?
Wolle selbst auswählen, Schnitt selbst basteln, Design entwickeln und losstricken, dabei immer wieder neue Überlegungen anstellen. Hach ... in so etwas kann ich ständig schwelgen.

Übrigens schreibe ich den ganzen  Prozess am PC mit und kann ihn anschließend als Anleitung anbieten. Mit Garnalternative, denn das Sandnes Garn gibt es hier in Germany wohl eher nicht.

Dienstag, 22. September 2015

Nordlicht - ein nicht geäußerter Wunsch wurde erfüllt!

Da waren wir nun im Februar 2014 in Finnland, hatten den Wunsch gehabt, dort mal ein Nordlicht sehen zu können. Ja, der Wunsch hat sich erfüllt. Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, denn ich hatte hier davon berichtet.

So haben wir derzeit in Finnland das Nordlicht erlebt:





Nun waren wir in diesem Jahr in der Übergangszeit zwischen Sommer und Herbst drei Wochen lang in Stryn in Mittelnorwegen. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass wir in dieser Zeit dort ein Nordlicht sehen würden. 

Es begann am 7.9.15. Ich war an dem Tag irgendwie sehr müde und war schon um 22 Uhr zu Bett gegangen. Mein Schatz hatte sich noch etwas im TV angesehen, als um halb elf die Tür zur Schlafkammer aufging und er mich weckte mit den Worten: "Ich bin mir nicht ganz sicher, was es ist, aber an deiner Stelle würde ich nochmal aufstehen. Es kann sein, dass draußen ein Nordlicht zu sehen ist."

Ich war genau so schnell aufgesprungen, als hätte er mir gesagt, dass es brennt. Nordlicht? HIER???? In dieser Jahreszeit? Kann doch gar nicht sein!!

Schnell rannte ich zum Balkon. Es war empfindlich kalt draußen, ich war barfuß und nur mit einem Schlafanzug bekleidet. Bevor ich an wärmere Kleidung dachte, wollte ich sehen, ob mein Schatz mich aus gutem Grund aus dem Bett geholt hatte. Ganz schwach leuchtete der Himmel über Stryn. Wir befanden uns in unserem Ferienhaus, das ca. 10 km weit von Stryn am Hang des Nordfjords gelegen ist. Von dort aus kann man den Ort Stryn nicht sehen. Er liegt hinter einem Bergmassiv unten im Tal. Daher war ich nicht ganz sicher, ob es sich nicht um schwache Bewölkung handle, die von der kleinen Stadt aus beleuchtet wurde.

Wenn es vielleicht gar kein Nordlicht ist, dachte ich mir, dann kann ich mir ja wenigstens Schuhe anziehen und die Daunenjacke, die in der Garderobe hängt. Ich kam zurück und das Licht am Himmel war heller geworden. Ich schaute direkt nach oben ... ich STARRTE geradezu! Ja, meine Augen stierten in den Himmel, um zu erkennen, was das da genau sei. Da waren zwei bis drei leicht grünliche Bänder zu sehen. Sie wirkten wie mit einem Dimmer langsam an- und abgeschaltete Lichtbänder. Direkt über uns! Nein, das KONNTEN keine Wolken sein! Die kommen und gehen nicht in diesem Rhythmus. Und grünlich schimmern tun sie auch nicht. Es war nur sehr schwach. Und doch war ich total aus dem Häuschen! Ich fror in meiner Schlafanzughose. Die Luft war vermutlich etwa 5°C kalt, denn der Himmel schien doch klar zu sein. Ja, er war es! Denn ich konnte in den grünlichen Bändern die Sterne am Himmel sehen. JAAAAA! Das war der Beweis, dass es sich um Nordlicht handelte. In dem Moment - mein Schatz kramte drinnen nach allem, was dem Fotografieren dienlich war - fiel zu all dem Glück auch noch eine Sternschnuppe vom Himmel! Ja, ich habe im selben Moment einen Wunsch geäußert, der aber geheim bleibt.

Eine halbe Stunde beobachteten wir den Himmel. Nordlicht im Frühherbst, von unserer zweiten Heimat aus. Einfach nur toll!!!

Leider ist meinem Schatz kein einziges Foto gelungen. Das Licht war zwar eindeutig ein Nordlicht, aber doch zu schwach zum Fotografieren. Er hatte nur eine kleine Kamera dabei, weil er vorher meinte, hier hätten wir ja eh schon alles fotografiert. An Nordlicht hatte er natürlich nicht gedacht, sonst wäre die bessere Kamera mit im Gepäck gewesen. 

Ich war trotzdem zufrieden, denn allein, hier ein Nordlicht gesehen zu haben, machte mich sehr glücklich.

Doch STOPP!!! Fortsetzung folgt in einem weiteren Post ...

Zwischenbericht zu FJORDLYS


So weit bin ich heute gekommen. Vielleicht kommt beim Fernsehen abends noch ein Stück dazu. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Das Fellmuster (für mich "Fjell"muster) brauchte zwar etwas mehr Zeit wegen der unregelmäßigen Zählerei, aber in solchen Aufgaben habe ich ja schon "etwas" Routine. ;-) Dafür kann man sich bei den anderen Streifen ja immer gut ausruhen. Anklicken macht das Foto groß, dann kann man mehr Details sehen.

Montag, 21. September 2015

Fjordlys - Fjordlicht statt Nordlicht

Fjordlys (Fjordlicht) soll mein neuer Pulli heißen. Das habe ich vorweg schon mal entschieden. Und ja - ich habe gestern gleich angefangen und bin heute schon ein ganzes Stück weiter gekommen.

Ich zeige Euch heute, wie sich während des Strickens noch einige Dinge entwickelten.

Der untere Rand war gestern Abend fertig. Ich habe ihn mit einer Luftmaschenkette aus anderem Garn gehäkelt, dann aus jeder Luftmasche eine Strickmasche in Petrol herausgestrickt. Die LM-Kette soll später aufgeribbelt werden, doch habe ich festgestellt, dass sie das Bündchen etwas fester macht und da man sie von vorn nicht sieht, wird sie eventuell bleiben. Das sieht von der Rückseite sogar irgendwie professionell aus. 

Grau = Luftmaschenkette, aus der die Anfangsmaschen gestrickt wurden

Das Bündchen besteht aus einigen Reihen in glatt rechts, dann kommt eine linke Reihe für den Umbruch, weiter geht es in glatt rechts, bis das Bündchen doppelte Höhe hat. Nun habe ich immer eine Masche von der Nadel mit einer Masche aus der Anfangsreihe zusammengestrickt. Danach kam erst das glatt linke Gestrick. Ein solches Bündchen hat auch mein vor gefühlten 50 Jahren gekaufter Lieblingsbaumwollpulli, den ich als Schnittvorlage verwendet habe.

Die Farbstreifen trenne ich mit zwei glatt rechts gestrickten Reihen. Das dient dazu, dass der Übergang zwischen den Farben auf der Vorderseite klar ist. Außerdem wirkt die Trennung auch plastischer.


Nach dem zweiten Streifen in Petrol soll nun ein grauer Streifen folgen. Grau heißt Stein. Aber es gefiel mir nicht, dass der nun auch einfach in glatt links erscheinen würde. Ich möchte gern die Moosflecken in den Pullover hineingestalten. Also suchte ich in verschiedenen Musterbüchern und wurde fündig. Das Muster fand ich dort unter der Bezeichnung Fellmuster. Ich würde es für meinen Zweck ja Fjellmuster nennen (fjell ist Norwegisch und heißt Berg, Fels). Wichtig war mir eine gewisse Unregelmäßigkeit, so wie Moos ja auf Stein auch unregelmäßig wächst.

Noch einmal in groß - Moos auf Stein


Hier ein Eindruck von dem entdeckten Muster:



Und so sieht es bis jetzt aus - bald werde ich mehr zeigen können:



À propos Nordlicht (in der Überschrift) ... wir bekamen vom Schöpfer ein wunderschönes Nordlicht geschenkt ... aber das ist ein neues Thema. Kommt noch ...

Sonntag, 20. September 2015

Wieder zuhause! - Neues Strickprojekt!

Vielleicht ist es aufgefallen ... ich war längere Zeit nicht im Blog. Mein Blog hatte Urlaub. Ich auch. Es war schön, alles lief glatt, ich werde noch ein wenig berichten, beginne aber heute gleich mit dem Thema STRICKEN.

Ich habe in Norwegen nämlich ein wunderschönes Baumwollgarn gekauft. In Stryn. Bei Ommedal. Einem großen Textilgeschäft mit einer tollen Handarbeitsabteilung!

Bei einem Spaziergang in der Kleinstadt am Nordfjord hatte ich das wunderschöne Garn im Schaufenster entdeckt.

Auf der Rückreise bekam es zum Ablichten hier und da ein Plätzchen in der Natur. Es wurde mehrmals fotografiert, weil ich so darstellen möchte, warum ich gerade diese Farben ausgewählt habe:

Rastplatz vor dem ersten Tunnel nach Grotli - Sogn og Fjordane,
im Hintergrund ein Blick ins Hjelledal Richtung Stryn

Auf dem Gamle Strynefjellsveien -
im Hintergrund ein von Gletscherwasser gespeister See


Ich wollte unbedingt das Garn in dem natürlichen Umfeld zeigen, das mich bei der Auswahl inspiriert hat und mir damit ein kleines Stückchen norwegische Natur mit nach Hause nehmen und sie auch bald am Körper tragen.


Was die ausgewählten Farben darstellen:
  • Petrol = das Blaugrün dunkler, breiter Fjorde
  • Türkis = die Wasserfarbe der Gewässer, die noch sehr viel von den Gletschern abfließendes Wasser in sich tragen
  • Grün = Gras und Laub der Sommerbäume
  • Gelbgrün = Moos auf den Steinen
  • Grau = Felsgestein
Garnmarke und -qualität:

Sandnes Garn - MANDARIN NATURELL
100% Baumwolle
waschbar bei 60°C
Nadelstärke 3,5

Garnmengen je Farbe:
200 g Petrol
je 100 g Türkis, Grün, Gelbgrün und Grau

Ich habe das Garn großzügig berechnet. Sollte etwas übrig bleiben, kann man aus den Resten sehr schön Waschlappen, Spüllappen etc. stricken, so, wie ich es auch im Schaufenster gesehen hatte.

Heute ist Sonntag und ich habe mir Zeit genommen, einen Pulloverentwurf zu designen:



Ich stelle mir einen Pulli in Ringeln vor, oben rund ausgeschnitten, mit langen Ärmeln, Die Oberfläche soll glatt links erscheinen. Eine Querpasse über der Brust soll mit gehäkelten Blättern oder kleinen Moosflecken in Moosgrün (oder beidem) verziert werden, und zwar auf einem grauen Streifen (so, wie es oben in der Natur auf dem letzten Foto zu sehen ist - Moos auf Stein).

Eine Maschenprobe ist gefertigt, der Schnitt ist zugeschnitten, der Pulli im Wesentlichen berechnet.

Gleich, beim Kaffeetrinken soll es losgehen.

I dag skal Therese ha en hjertelig klem fra meg! Vi nyter ennå din lekker brød. Hva en flott idé! Og en spesiell klem til Thea! ;-)