Samstag, 2. April 2011

Ich bekenne ... mich als stricksüchtig ... und mich zum ersten April

Es ist Frühling, liebe Leute! Ich war heute im Garten, habe überall aufgeräumt, ganz viele Stiefmütterchen in den schönsten Farben gepflanzt und mich anschließend auf die Terrasse gesetzt und bei einer Tasse Tee gestrickt. Es war schon fast zu warm in der Sonne, die noch so niedrig steht, dass sie unter die Markise scheint.
Als ich da so saß, nachdem ich zwei Strickprojekte gleichzeitig mit nach draußen genommen hatte, dachte ich an die vielen angefangenen Sachen, die in Körbchen, Tüten und Schubladen darauf warten, dass ich mich ihrer mal wieder annehme. Oh je ... nun kommt das erschrockene Bekenntnis einer Stricksüchtigen ... ich hatte nicht gedacht, dass es soooo viel wäre. Ich räumte draußen alles weg, wollte eigentlich an meine dienstlichen Aufgaben gehen, allerdings juckte es mich dann doch zu sehr und ich holte alles Unfertige zusammen um es hier mal zu zeigen. Es geht los ... alles wird (entschuldigend?) dokumentiert. Nein, die Entschuldigungen spreche ich nicht meinen Lesern gegenüber aus, sondern mir selbst gegenüber ... sonst wär's ja kaum zu ertragen. Ich will mich auch bessern ... nun kommen sie angeflogen, die UFOs der letzten zwei Jahre - von alt bis neu:


UFO Nummer 1, eine schlammgrüne Kastenjacke, der noch die Ärmel und die Ausarbeitung fehlen. Es handelt sich um ein wunderbares Garn, doch verließ mich die Lust, als ich sah, dass das Garn - trotz gleicher Farbpartie - unterschiedlich im Gestrick ausfiel. Wenn ich mich über das Gefühl mal einfach erheben würde, müsste es, gerade jetzt im Frühling, eine sehr schöne Jacke werden. Aber ich werde dieses UFO mit Sicherheit nicht an die erste Stelle auf der Landeliste setzen.

UFO Nummer 2 ist ein Versprechen an meine Klasse. Alle Strickschnüre, die sie in den Pausen machen würden, würde ich zusammennähen zu einem Deckchen für unseren Klassentisch aus Korbmaterial, den ich vor dem Sperrmüll rettete. Kein Wunder, dass die Kinder nicht mehr an die Stricklieseln gehen, wenn sie das Deckchen nicht mal wieder zu sehen bekommen. Es wird höchste Zeit, denn im Sommer habe ich sie nur noch ein Jahr! Bearbeitung also vorrangig! Außerdem beginnt die warme Jahreszeit, da sitzen sie gern unter dem großen Schulhofbaum und pusseln ...

UFO Nummer 3 - die Hommage an Tante Henny. Auch dieses UFO hat allerhöchste Priorität, denn Tante Henny ist 99 und wird im Oktober 100. Wer weiß, ob sie den Geburtstag noch erlebt? Sie wird zunehmend müder, vergesslicher und hinfälliger. Und ich würde ihr doch so gerne noch zeigen, was ich aus ihrer verrückten Restetüte mit dem bunten Getüddel gezaubert habe. In den Osterferien will ich sie besuchen ... also ran an dieses UFO!

UFO Nummer 4 - ein Sommerschal, der auch im oberen Bereich der Landeliste angesiedelt wird, denn den kann ich bald gut gebrauchen. Auseinandergezogen kann ich ihn auch wie eine Stola tragen und er kann mir so an warmen Sommerabenden gute Dienste leisten.

UFO Nimmer 5 ... äh ... Nummer 5 (Freud'sche Fehlleistung, weil ich das Teil vielleicht nimmer mag?). Ich hatte mich derzeit in das Garn verliebt, denn es ist so schön weich wie Baumwolle, ist aber aus Microfaser gesponnen. Daraus sollte eine Zipfeljacke (Muster: falsches Patent) werden, deren Schnitt ich so langsam durchschaue. Es fehlen nur noch die Ärmel, aber so ganz zufrieden bin ich mit dem bisherigen Ergebnis nicht, denn die Vorderteile hängen schwer durch. Bei Zipfeljacken grundsätzlich okay, aber sie hängen so schwer, dass man damit rechnen muss, dass sie irgendwann mal auf dem Boden landen. Irgendwie ist der Dampf raus. Ribbeln und ein großes Tuch draus stricken? Das muss noch sacken ...

UFOs Nummer 6, 7 und 8. Ein typisches Beispiel für Stricksucht! Diese Socken haben je Stück so viel Spaß gemacht, dass ich unbedingt eine neue beginnen wollte. Gerade die beiden rechten waren so interessant zu stricken, dass ich kein Durchhaltevermögen für die jeweils zweite Socke hatte, weil sie nämlich nach demselben Muster, nur mit anderem Garn gestrickt wurden. Dadurch ergab sich ein völlig anderer Charakter. Die Landezeit lege ich mal für den kommenden Herbst fest. Die müssen mal fertig werden, denn sie sind für meine Garderobe eine echte Bereicherung!

UFO Nummer 9 - ein Pulswärmer aus der Strickmaschine. Da kam doch mal wieder etwas dazwischen. Sie gehören im nächsten Winter zu dem orangebraunen Strickmaschinenschal. Also kommen sie auf der Landeliste in den unteren Bereich, allerdings auch nicht zu weit unten, denn ich weiß nicht, wie lange ich die Leihmaschine noch behalten darf.

UFO Nummer 10 - meine nordische Traumjacke! Dass sie sich zu den UFOs gesellte, hat einen ganz handfesten Grund: Ich kam in den Bereich mit den Blättchen, die sich farblich nur sehr gering unterscheiden. Bei elektrischem Licht jedenfalls. Nachdem ich mehrmals einige Reihen wegen eines Fehlers zurückstricken musste, beschloss ich, die Jacke erst in der helleren Jahreszeit wieder zur Hand zu nehmen. Das wird nun bald sein ... *freufreu*. Landeziel: Herbst 2011.

UFO Nummer 11 - ganz schnell mindless genadelt. Es handelt sich um ein Paar Beinstulpen, die ich brauche um meinen vernarbten Unterschenkel unter der langen Hose im Winter warm zu halten, wenn ich meine selbstgestrickten Socken trage. Erstens immer mal schnell zwischendurch zu nadeln, außerdem erst wieder benötigt im Herbst. Keine Eile ...

UFO Nummer 12 ist so gut wie fertig. Ein Strickmaschinenmodell. Ein paar Fäden vernähen, dann oben noch drei Strickschnürchen dran ... ab in die Wintergarderobe!

UFO Nummer 13. Das habe ich angefangen, weil ich einen alten Pullover kürzen wollte und dabei Ribbelwolle anfiel. Das Kürzen ist nicht gelungen, der Pulli ist schon entsorgt. Aber der Baktus gefällt mir auch irgendwie nicht, er ist mir zu steif, zu dick. Einfachste UFO-Landung: Mülleimer, danken und vergessen! (... ist wohl nicht umsonst Nummer 13 geworden ...)

UFO Nummer 14 - der wunderschöne Schal mit dem keltischen Lacemuster. Der macht sehr viel Spaß, verschwand nur im Körbchen, weil mich irgendwas anderes total angemacht hat. Aber der Herbst ist noch weit. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass ich ihn immer wieder mal zwischendurch fortsetze.

UFO Nummer 15 - nur einem Malheur ist es zu verdanken, dass dieses Teil sich in ein UFO verwandelte. Ich hatte ihn an der Strickmaschine hängen, ratschte gemütlich hin und her, da blieb der Schlitten plötzlich in einer Reihe hängen. Oh je! Ich nahm ihn vorsichtig ab, begutachtete den Fehler, es war nichts mehr zu regeln - das Strickstück musste runter von den Nadeln. Nun reparierte ich den Fehler von Hand und dachte, ich könnte den Schal wieder aufhängen. Nee, so einfach ist das nicht, denn ich weiß jetzt nicht genau, wie dann die Nadeln stehen müssen, die ja von einem Lochstreifen gesteuert werden. Egal - es sollte so kommen, denn nun werde ich den Schal einfach in schlichten Ringeln an der Maschine weiterstricken, und zwar in der gleichen Farbabfolge. Das sieht viel origineller aus, wenn dann ein Ende in Pepita vom Hals hängt, das andere in schlichten Ringeln!


UFO Nummer 16 ist das Tuch DAPHNE, an dem ich sehr gern stricke. Alle 4 Reihen kommt eine Verzopfung an den drei Zöpfen am Rand und in der Mitte, die ich schnell auswendig konnte, dazwischen wird nur 1 re 1 li gestrickt und in der nächsten Reihe versetzt (kleines Gerstenkormuster). Dieses Tuch wird langsam weiter wachsen, kommt aber mit Sicherheit nicht halb fertig in die Schublade, kann eigentlich auch noch nicht als UFO (unfinished object) bezeichnet werden sondern eher als WIP (work in progress).

Und nun zuguterletzt UFO Nummer 17, das ich auch in Kürze fertig habe, denn es ist eine Terminarbeit. Es wird sich zu dieser brünetten RAPUNZEL sogar noch ein zweites ähnliches Objekt gesellen, das zwischendurch genadelt werden wird. Abwarten ...

So, nun fühle ich mich richtig gut - wie nach einem Hausputz im Frühling. Ich habe mal wieder alle Projekte wahrgenommen und sie nach Dringlichkeit geordnet. Nun stelle ich mir eine To-do-Liste auf, die ich aus diesem Posting füttern werde. Und mein Portmonnee wird in diesem Sommer nicht für neue Wolle gezückt (oh je, so viel Disziplin??).


Was heute noch fehlt: Ein Rückblick auf den ersten April ...

Ja, der Scherz mit dem Teppichboden im Lehrerzimmer hat wohl funktioniert, doch habe ich leider nicht mitbekommen, wie die ersten KollegInnen reagiert haben, da ich mich schon im Klassenraum befand. In der Pause hat man vermutet, ich sei es gewesen, doch lenkte ich mit dem Bericht von meinem Klassenaprilscherz ab. So war sich niemand sicher, wer den Zettel an die Tür geklebt hatte.
Die Kinder versuchten ständig, mich auf den Arm zu nehmen, doch war alles zu offensichtlich erfunden. Etwa so: Gucken Sie mal raus auf den Parkplatz, da ist gerade ein Auto an Ihr Auto gefahren und hat eine Riesenbeule gemacht.
Oder: Sie haben noch die Scheinwerfer am Auto an.
Ein kleiner Klugscheißer meinte so, ihn hätte heute noch niemand auf den Arm genommen und das würde auch keiner schaffen. Ich grinste ihn an, denn genau er sollte nun mein Scherzopfer werden.
Nachdem die erste Stunde bereits begonnen hatte und alle gut zuhörten, weil ich den Ablauf des Schulvormittags skizzierte, legte ich los:
"Ach, übrigens habe ich diese Fingerquetscherei im Stuhlkreis satt. Deswegen hab' ich letzte Woche solche Stuhlschoner gekauft, die nicht nur die Sitzflächenkante schonen, wenn wir die Stühle nebeneinander stellen, sondern auch unsere Finger, wenn wir näher zusammenrutschen. Die Dinger kann man auf die Stuhlflächenkanten setzen. Sie sind gestern mit der Post gekommen. Leider habe ich vorhin vergessen, sie mit in die Klasse zu bringen. Sie müssten noch im Büro liegen. Wer von euch hat den Botendienst zum Büro?" Da meldete sich Tim. Das Ersatzkind fehlte gerade gestern. Wie passend! So konnte ich den "kleinen Klugscheißer", der noch ganz neu in meiner Klasse ist, bitten mitzugehen, denn er sollte nun auch lernen, was man als Bürobote zu tun hat. Bereitwillig ging er mit - nichts ahnend!
Also bekamen sie den Auftrag, die Sekretärin anzusprechen und das Päckchen mitzubringen. Es dauerte nicht lange ...
"Die Frau mit den grauen Haaren, ist das die Sekretärin?" - "Ja ..." - "Die hat gesagt, sie will Sie in der Pause ansprechen. Sie wüsste von keinem Päckchen ..." - "April, April!"
Das lange Gesicht von dem "kleinen Klugscheißer" hättet Ihr mal sehen müssen ...

Für die nächste Gelegenheit empfahl ich den Kindern, sich glaubwürdigere Scherze auszudenken. "Ja", sagte ich, "da müsst ihr schon etwas früher aufstehen, wenn ihr eure Lehrer am 1. April veräppeln wollte. Wir haben nämlich auch einen Kalender!"

Mein Mann las gestern einen interessanten Artikel in seiner Autozeitschrift:
Nach E10 folgt jetzt F10!
F10 = Fäkanol, gewonnen aus Hundescheiße!
APRIL APRIL!!!