Samstag, 8. August 2009

Raupenkörper und Spinnenbeine

Das macht ja beim Stricken erst so richtig Spaß: Garn im Stash entdecken, von dem man Garn ichts mehr wusste - sorry - gar nichts mehr wusste und dann mit dem Träumen, Zeichnen, Entwerfen beginnen. Einen Schnitt zeichnen (davon gibt es ja genug in Strickzeitungen, die man nach Belieben in ihren Bestandteilen kombinieren kann), Maschenprobe machen, Strickrechner raus ... und schon geht es los:


Das Maschenbild gefällt mir sehr gut, auch der Griff ... angenehm weich und doch kühl. Der dunklere Wildseidenstreifen ist fast flauschig zwischen den Fingern, der melierte Streifen, der ja auch einen Faden von dem Seidengarn und ansonsten weiße, mercerisierte Baumwolle enthält, setzt sich nur weich von dem dunkleren Streifen ab, weil ja das Seidengarn farblich in dem Weiß vertreten ist:


Eine erste Legeprobe - ich freue mich schon auf den fertigen Pulli. Ihn werde ich jetzt zügig zu Ende stricken, denn allzu lang wird der Sommer ja nicht mehr dauern.


Auch mein kleiner Sansorius ist hingerissen von seinem hübschen Gemüsegärtchen. Bald gibt es Kohlsuppe und Paprikasalat ...

Auf der Terrasse unter gelber Markise und zwischen all den bunten Blumen macht das Stricken gleich noch mehr Spaß. Die Blumen haben sich alle prächtig entwickelt und manchmal komme ich mir vor wie im Garten eines englischen Cottages. Die einzelnen Blumen in den Kübeln, Töpfen und Trögen wachsen teilweise schon so sehr ineinander, dass sie gar nicht mehr einzeln wahrgenommen werden.



Diese Schöne erstand ich im Mai im Blumenladen hinter unserem Haus. Es ist die Fesche Fanny (botanisch: Cleome 'Senorita Rosalita'), die von bayrischen Gärtnern zur "Blume des Jahres 2008" gewählt wurde. Das zu Recht, denn sie hat keine Stacheln und wächst unermüdlich den ganzen Sommer bis zum ersten Frost. Ihren Namen hat sie von den langen Staubgefäßen, die wie Spinnenbeine unter der Blüte hervorschauen. Eine Schöne zum Verlieben!
Das fanden wohl auch die Kohlweißlinge, die sie ständig umschwirrten. Mit für die Blume fatalen Folgen, denn die auf den Blättern abgelegten Eier entließen kurz darauf zahlreiche kleine Raupen, die sich in Windeseile an den Blättern fett fraßen. Da ich derzeit täglich an meinen Blumen bin, die ich gieße, pflege, bewundere, konnte ich Schlimmeres verhüten. So wurden sie - kaum entdeckt - von mir abge"pflückt" und durften dann das Fliegen lernen, noch bevor sie durch das Puppenstadium hindurch sich in einen neuen Kohlweißling verwandeln konnten. Sie flogen in hohem Bogen ... weit durch unseren Garten ... nur weg von meiner schönen Cleome (erinnert der Name nicht an Cleopatra?). Adieu - und nun sucht euch eine andere Staude - ha, die gibt es in unserem Garten nicht (noch nicht, denn in Kürze wird der Garten neu gestaltet).



Komm, Schätzelein, das lassen wir nun aber!


Vielleicht hätte ich mir mal in einem anderen Garten den Weißlingstöter, eine nur 3mm lange Brackwespe, einfangen sollen. Die legt nämlich ihre Eier in die Raupen des Kohlweißlings ab. Wenn die aus den Eiern schlüpfenden Wespenlarven als Parasiten die Raupe von innen ausgefressen haben, dann verpuppen sie sich in der Blume unter den Blättern in kleinen Gespinsten, die manche Menschen Raupeneier nennen, was sie aber nicht sind. Ja, so ist der Kreislauf der Natur - eine Art frisst die andere ...

Dieser feine Herr hier - ein Weberknecht - hatte gute Gesellschaft im Hause Cleome, denn seinesgleichen fand ich auf vielen Blättern. Dort sind sie auf der Suche nach mikroskopisch kleinen Insekten, die absterbendes Material zersetzen. So fügt sich eins ins andere ...