Sonntag, 9. September 2012

Einen Schritt zurück, zwei vor

Ich habe T.V.s Knöpfe von Loop und Mütze wieder abgeschnitten, aber nicht, um sie ganz zu entfernen, sondern, weil ich eine bessere Idee hatte:






Ich war nämlich heute mit meinen Hausaufgaben um 15 Uhr fertig, setzte mich mit einer Anleitung für eine Häkelrose (hier zum freien Download) gemütlich auf die Terrasse und legte los. Jetzt bin ich erst richtig zufrieden mit dem Knopf-Rosen-Ergebnis.

Accessoire Nr. 3 darf geplant werden. Ein Strängelchen vom gleichen Garn habe ich noch. Die beiden anderen habe ich bis auf einen winzigen Rest total aufgebraucht. Monika, Du darfst gespannt bleiben ...

Jung und unverstellt ...

Ein paar Kinderanekdoten mal wieder?

Okay, es gibt in der nächsten Zeit sicher viel zu diesem Thema zu erzählen,
denn je jünger, desto unverstellter reden und handeln sie.

Namen im Folgenden redaktionell geändert

Aktekin - ein kleiner türkischer Junge, der gerade am ersten Schultag sechs geworden ist, kann noch nicht richtig sprechen. Seine Sprache klingt so:

Iss muss danz viel doll!

Iss hat ein Ball mit Lisst.

Mein ssarze Ss-tift iss noss danz lant.

(Auflösung am Ende des Posts) 

Aktekin macht im Unterricht nur, was ihm gerade in den Sinn kommt. Zuhören geht fast noch gar nicht, Gemeinschaftliches mitmachen ist auch doof. Sein Lieblingswerkzeug ist sein Lineal, das für ihn ein Schwert ist. Als es letzte Woche zerbrach, weil er es mal wieder nicht im Etui stecken ließ,  hing er eine Stunde lang mit dem Kopf nach unten verzweifelt auf seinem Stuhl und heulte wie eine Sirene. Alle Achtung - die anderen Kinder und ich haben es ohne Blessuren durchgehalten. 
Warum er so heulte? 
"Mein Papa ssssimft ... uäääääää ... meine Mama soll miss holen ... uääääääää!" - "Nö, dein Papa holt dich. Und das Lineal ist ja kaputt, weil du daraus ein Schwert gemacht hast. Dann kannst du auch die Schimpfe aushalten." 
Papa kam und wurde aufgeklärt. Und sein Erziehungsanteil durfte dann zuhause erfolgen - auf seine Art. Das geht mich nichts an. 
Selten nimmt Aktekin, der kleine Miniprinz, der vier ältere Geschwister und kein jüngeres hat,  seine Aufgaben vor und beginnt damit. Inzwischen konnte ich ihn für einen Stickerordner gewinnen, in dem fertige Aufgaben abgeheftet werden. Wenn er drei Aufgaben fertig hat, bekommt er in den Ordnerdeckel innen einen Sticker. Der Kollegin, die diese Idee hatte, gebührt ein ORDEN (kein ORDNER *lach*). Sie sollte sich das System patentieren lassen!
Bereits vor dem Unterricht gehen die Kinder inzwischen an die Kästen mit Aufgabenblättern, holen sich etwas und beginnen damit. Die meisten bekommen nach fünf fertigen Blättern einen Sticker, manche schon nach vier oder drei Blättern. So kann ich wunderbar differenzieren und die Motivation aufrecht erhalten.


Alper, ein anderer türkischer Junge, kann's auch ... herumrennen, andere ärgern, bei jeder Ansprache beleidigt sein. Mit ihm gehe ich dann schon mal vor die Tür, spreche mit ihm, dann geht's mal wieder für zehn Minuten.
Vor einigen Tagen stand er vor mir, schaute mir mit zusammengekniffenen Augen sehr angestrengt ins Gesicht und meinte: "Du bist schon alt. Du hast da so Striche." Dabei zeigte er auf die Haut unter meinen Augen. "Stimmt", sagte ich, "das heißt Falten. Die kriegt man, wenn man älter wird und wenn man sich viel ärgert. Dann sei du mal schön lieb, damit es nicht noch mehr werden." Er drehte gleich ab ... nee, DER bekommt von so was keine Schuldgefühle! ;-)


Wir singen das Lied "Halte zu mir, guter Gott" als Morgenlied zum Beginn des Schulvormittags. Weil ich so viele Mohammedaner in der Klasse habe (7 von 20), fällt mir ein, dass wir das Lied ja auch mit dem türkischen (arabischen) Namen für Gott singen können. Ist ja egal, wir alle sind schließlich in Gott/Allah. So singe ich vor: "Halte zu mir, guter Allah ..."  Alle singen schön mit (ja, sie können wirklich schön singen, meine Neuen!), da meldet sich Taner: "Bei uns heißt Gott ALLAH (er spricht es so: Allaach)." - Ich: "Ja, Taner, das haben wir doch gerade gesungen." Er guckt mich an ... ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. "Aber bei uns heißt Gott Allaaach." Herrje! Da hat er doch mein Allah nicht als sein Allaach verstanden - also nochmal singen: "Halte zu mir, guter Allaach ..."  Taner grölt laut mit!

Da meldet sich Alper. Dieses Mal geht es nicht um meine Augenrunzeln. Er sagt - nun haltet Euch fest: "Gott ist viiiieeeeeeel größer als Allaach!" Und das aus türkischem Mund!!! :-))


Was wäre unser Leben ohne Kinder?!?


Auflösung zu Aktekins Sprache:

Ich muss ganz viel doll.
Ich habe einen Ball mit Licht.
Mein schwarzer Stift ist noch ganz lang.

Ohne Übersetzungshilfe verstanden? - Ehrlich ...?