Nach dem Prinzip des rosa Tütchens habe ich mir für das ganze Schuljahr vier Zettelstapel auf meine Fensterbank gelegt - für jeden Schultag einen, für jede Woche eine wechselnde Farbe. Ganz links liegen die Tage seit gestern bis zu den Herbstferien (Ende nächster Woche), dann Herbst bis Weihnachten, Weihnachten bis Ostern und Ostern bis zu den Sommerferien. Die Idee ist nicht, die Zeit möglichst schnell herumzuKRIEGen, sondern jedem erlebten Schultag etwas Positives abzugewinnen, was einem Kraft für weitere Schultage gibt.
Am Schuljahresende habe ich dann eine Doku meiner "Steineklopperei" und es wird sicher leichter sein, damit ins neue Schuljahr zu gehen.
Da steht z. B. für gestern:
J. hat in der ersten Stunde sehr aufmerksam mitgearbeitet. Sein Papa zeigte großes Interesse an der schulischen Arbeit. Wir hatten nach der letzten Stunde ein langes Gespräch.
Herr H. und Frau G. wollen auch gern am Unterricht teilnehmen.
Frau A. hat die Hilfe ihrer Schwiegermutter angesagt, die pensionierte Sonderpädagogin ist. Frau A. will selbst am Do bei den Lernstationen helfen.
"Prinz 2" hat die Weisheit eines früheren Erstklässlers verinnerlicht und wendet sie ständig an (dazu mehr am Ende des Posts).
Die freie Lernzeit war heute sehr angenehm und effektiv. Die Kinder haben sich Aufgaben aus den Lernstationen der Vorwoche geholt.
Ist doch ganz schön viel Schönes für einen Tag ... und ein schwarzes Tütchen stelle ich mir gar nicht erst hin, denn das würde ich ja eh am Wochenende wegwerfen. ;-) Wozu der Müll???
Hier nun ein Erlebnis, das ich vor vielen Jahren mal mit einem Erstklässler hatte (ich zitiere aus meinen eigenen Aufzeichnungen, die ich als Datei gespeichert habe):
An einem der ersten Tage wollte mir R., ein
dünnhäutiger, schmaler und hochgewachsener Junge mit graublauen Augen, etwas
von sich erzählen:
„Du, Frau Enn, bei mir ist das so:
Wenn
ich denke, ich kann was,
dann
kann ich das
und
wenn ich denke, ich kann was nicht,
dann
kann ich das.“
Ich
war perplex! Was für eine eigenartige Logik ... hm ... natürlich hatte ich in
Gedanken längst ergänzt „dann kann ich das nicht“.
Ich
äußerte diesen merkwürdigen Satz einem Bekannten gegenüber, der dazu meinte:
„Ja, das ist die Energie der neuen Erde.“
Was
meinte er damit? Nun, ganz einfach: Es geht um einen Evolutionssprung. Und ein
Evolutionssprung macht sich immer zuerst in den Kindern bemerkbar.
Es
ist schon nicht so einfach, dieser Kinderweisheit einen Sinn zu entnehmen. Mir
hat er sich inzwischen nicht nur erschlossen, nein, es ist viel besser ... ich lebe einfach danach! Diesem Jungen
bin ich unendlich dankbar ... er war ein Initiator für viele Folgeerlebnisse in meinem Leben.
Was
heißt das nun konkret - „wenn ich denke, ich kann etwas nicht, dann kann ich
das“?
Das
heißt:
Ich
kann denken, was ich will, ich kann alles. Wenn ich etwas will, kann ich das.
Ich tue, was ich will und ich sehe, dass ich es kann, weil ich es tue.
Wie funktioniert das?
Die Zeitphase, aus der wir so nach und nach
herauswachsen (man kann sie auch altes Paradigma nennen), ist geprägt von
Logik, von Kontrolle, von Angst. Diese Elemente binden Energien, die dann für
den göttlichen Willen, der sich durch den einzelnen Menschen ausdrücken möchte,
nicht zur Verfügung stehen. Dies macht sich bemerkbar durch mangelnde Präsenz,
denn statt dem Augenblick zu vertrauen, ist man ständig damit beschäftigt, Vorgänge
zu planen oder im Nachhinein zu verwalten. So verpasst man stets das, was das eigentliche
Leben ausmacht, nämlich das Ausleben der uns alle innewohnenden göttlichen Energie,
die erkennbar ist an Lebensfreude und gelebter Kreativität.
Das Leben ist ein Fluss, in dem wir baden und
uns täglich erneuern.
So weit das damalige Erlebnis mit R., das mir gestern half, einen kleinen Kann-nicht-Denker zu motivieren. Bei allen Anforderungen sagte er immer "Das kann ich niiiicht". Ich erzählte ihm von R. und er hörte sehr aufmerksam zu. Schließlich ging es um einen Jungen, der auch im ersten Schuljahr war wie er jetzt. Als ich fertig war mit dem Erzählen, begann er sein Bild zu malen. Ohne Umschweife, nein, noch mehr - ich fragte ihn, ob ich ihm noch irgendwie helfen solle. Da schob er vehement meine Hand mit Stift weg und sagte: "Neeeee, ich bin nicht mehr klein!"
Heute dann stand er plötzlich vor der Klasse und verkündete die Weisheit - leicht abgewandelt - als mal wieder jemand herummaulte, er könne etwas nicht. Schwupps, machte der seine Aufgabe ...
An der Wand hängt nun ein Blatt Papier, auf dem steht:
Wenn ich denke,
ich kann etwas,
dann kann ich das.
Wenn ich denke,
ich kann etwas nicht,
dann kann ich das!
Wenn ich einfach nur will,
dann geht es ...
Übrigens hat mir jener R. von damals Monate später erzählt, das klappe bei ihm jetzt nicht mehr. "Warum denn nicht?", fragte ich ihn neugierig. "Hm ... das ist ja ein Trick und ich kenn' den jetzt."
Bei mir klappt er trotzdem ... vielleicht, weil ich weiß, dass wir uns die Welt selbst schönreden? Machen wir doch immer!!!
Wenn ich einfach nur will,
dann geht es ...
Ich will morgen in die Schule
und dafür will ich gut vorbereitet sein
(mit einem Korb voller Möglichkeiten)
Euch wünsche ich einen schönen Abend!
ULL-Rike, die WOLL-Reiche
Was für eine schöne Geschichte! Und das rosa Tütchen ist auch eine tolle Idee - für heute kann ich dann gleich draufschreiben, dass ich hier diesen schönen Blogpost gelesen habe - danke!
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