Sonntag, 26. September 2010

Die verordnete Stille

Ja, wie kommt man denn an sowas? Letzte Woche am Montag ist es passiert ... es war am Morgen in der Schule. Irgendwie hatte ich davor schon sehr oft Kopfschmerzen gehabt, aber das war nun neu ... ein merkwürdiges Wummern im Schädel. Dann kam so viel zusammen, Multitasking, Ärger mit einem Kurzen ... ich kann es gar nicht mehr aufzählen, mich nur an das Gefühl erinnern. Alles ging mir total auf den Keks. Als ich nach Hause fuhr, hörte ich nicht mehr richtig. Als ob ich Watte in den Ohren hätte. Eine dicke Watteschicht. Nachmittags hatte ich noch Krankengymnastik ... Legpress, Radfahren, Laufband ... irgendwie komisch, dass alles so gedämpft war in meinem Kopf.
Ich "höre" es schon von Euch ... Mensch, du hast 'nen Hörsturz!  
Irgendwie dachte ich noch: Ach, das geht wieder weg. Ich kam nach Hause, machte meine Vorbereitungen, führte noch drei dienstliche Telefongespräche (komischerweise hörte ich am Hörer noch ganz gut) und ging abends mit diesem Wattegefühl im Kopf schlafen.
Morgens, als ich aufwachte, hatte ich die Sache vergessen. Es war vor dem Weckerklingeln, zu hören gab's noch nichts ... ich stand schlaftrunken auf, ging ins Bad ... erst, als ich die Klospülung hörte, wusste ich: Es war noch schlimmer geworden!
Mist! Was nun?
Mein Bester konnte gar nicht begreifen, dass ich mich dienstfertig machte. Ich hatte so viele Gedanken:
Schon wieder Vertretung für meine Klasse! Und das nach meinem langen Krankenstand im letzten halben Jahr! Es ist doch alles vorbereitet ... und ich habe noch einige Dinge in meinem "Dienstkorb", die die Kinder im Unterricht brauchen ... also fuhr ich in die Schule ... wenigstens wollte ich diese Sachen hinbringen und dann sofort zum Arzt.
Es tat mir für die Kinder so Leid! Aber ich sah ein ... wenn es ein Hörsturz ist, dann kann man das nicht einfach ignorieren.
Beim HNO-Arzt erfolgten dann die üblichen Untersuchungen, dann der Hörtest: "Sie haben einen Hörsturz"! Klar, dachte ich mir schon. Und nun? Eine Infusion?
Der Arzt riet mir davon ab. Hm? Das habe ich noch nie gehört, aber er sagte, man habe heute andere Erkenntnisse, sogar aus dem Internet seien viele Artikel dazu entfernt worden, weil ein Hörsturz bei entsprechender Ruhe von selbst heile. Die Wirksamkeit solcher Infusionen sei sehr umstritten, außerdem habe sie einige mögliche Nebenwirkungen.
Und nun?
Ruhe halten, schlafen, entspannen ... in zwei Tagen wiederkommen ... zum Hörtest.
Na, was dann passierte, ist das Übliche: Menschen, die selbst schon einen Hörsturz hatten, warnten mich. "Pass auf, du behältst nachher einen Tinnitus. Ich hab' den auch" pipapo usw. ...
Beim zweiten Arztbesuch dann das Hörtestergebnis: Besser als beim ersten Mal! "Sie sind auf einem guten Wege", sagte Doktor HNO. Okay, ich sprach die Gefahr eines Tinnitus an. Reaktion: "Gar nicht drauf fokussieren!" Na ja, will ich ja auch nicht, trotzdem interessierte mich mal seine Meinung. Und dann erklärte er mir, dass wir alle ständig unzählige Körpergeräusche hören würden, wenn unser Gehirn nicht in der Lage wäre, diejenigen rauszufiltern, die wir brauchen. Die anderen blieben unterschwellig und würden bloß nicht wahrgenommen. Sonst würden wir z. B. unsere Herzgeräusche, unseren Blutfluss und viele andere Geräusche ständig hören. Menschen, die durch einen Hörsturz in einer gewissen Panik seien, deren Gehirn schaffe es angeblich nicht, solche Geräusche wieder unter die Schwelle zu bekommen." Aha ... so einfach ist das? Klingt total logisch und hat mich sehr beruhigt. Scheint tatsächlich ein psychisches Problem zu sein.
Also wird jetzt schön brav auskuriert, alle Termine abgesagt und Ruhe!
Am Donnerstag will ich wieder fit sein, am Dienstag geht's nochmal zum Hörtest.

Und was macht man, wenn man zuhause Ruhe halten muss?
Sofa ... stricken ... doch dazu mehr im nächsten Post ...

5 Kommentare:

  1. Gute Besserungs-Grüße aus Köln,
    Simone

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  2. Hallo,liebe Ulrike!
    viele liebe Grüße und gute Besserung
    ruh dich schön aus, damit du bald wieder mit uns stricken kannst.
    christine aus der freitagsrunde

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  3. .. du machst ja Sachen, liebe ULP, das braucht wirklich kein Mensch..

    ..ich denke an dich, und du passt auf dich auf..

    ..gute besserung
    USP

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  4. ...achherrjeh..du machst ja Sachen. Das ist wirklich nicht schön mit dem Hörsturz. Ruh dich bitte sehr gut aus, damit du wieder gesund wirst.
    Ab und an, bei viel Stress, dann schmerzt es in meinem Ohr auch, dann bleibt auch mal kurzzeitig der Ton weg, dann atme ich tief durch und denke...ruhig Anja, ruhig...war auch schon mal beim HNO der sagte, das sei wirklich stressbedingt, organisch alles in Ordnung. Die haben nur immer gut reden mit "Ruhe antun"...
    LG und gute Besserung
    Anja

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  5. Hallo,

    wünsche gute Besserung. Aber es ist wirklich so: Infusionen sind nicht mehr so "Inn" und Ruhe ist Therapieansatz Nr. 1

    Gruß der René

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Danke, dass Du Dir Zeit für ein paar Worte an mich nimmst! Ich freue mich über jeden Kommentar und wenn Du ihn hier nicht sofort siehst, lese ich ihn doch sehr bald. Dann wird er hier auch öffentlich zu sehen sein.
Mit herzlichem Gruß
ULL-Rike