Dienstag, 9. Februar 2010

Auswirkungen eines "Resets"

Heute will ich mal ein paar Gedanken zu Papier ... nein, zu Blog bringen.
In den letzten Wochen hatte ich sehr viel Zeit zum Denken, nicht zum Grübeln, sondern zum klaren Wahrnehmen dessen, was ist.
Die Stricknadeln lagen in der Ecke, mein häufigstes Anschauungsobjekt war eine himmelblaue Decke. Ja, moderne Krankenzimmer werden heute nicht mehr komplett in Weiß gehalten, man denkt auch an die Psyche des Patienten. So ließ man - wohl der einfacheren handwerklichen Ausführung wegen - einen breiten Rand der Decke zu den Wänden hin weiß, der Rest erinnerte tatsächlich an ein sommerliches Firmament, dem nur leider die Sonne fehlte.
Doch war meine liebe Freundin TV so umsichtig, mir diese per Päckchen ans Krankenbett zu schicken. Es war eine sehr fröhliche Sonne - ein Smileygesicht aus gelbem Plüsch mit Körper und Beinen daran. Diese Sonne hing in der Kabelschaukel des Telefons und turnte mir vor, was ich mir für mich selbst derzeit noch erträume. Wird schon ... GEDULD ...
Heute habe ich nun zum ersten Mal wieder meine Stricknadeln in die Hand genommen. Die Lust ist wieder da. Für eine von mir sehr geschätzte Frau entstehen ein Paar neue Socken. Die Wolle lag schon lange bereit und nun ist es endlich so weit.
Dabei fiel mir auf, dass mein früherer Drang, immer neue Garne zu kaufen, plötzlich verschwunden ist. Ich liebe das Betrachten meiner UFOs, freue mich, sie fortsetzen zu können und tue dies ohne Eile. Durch die Krankheit bin ich ... schwupps ... mit Haut und Haar in der Gegenwart gelandet.
Die Heilung braucht ihre Zeit, ich habe meine täglichen REHA-Maßnahmen ... und hier im Blog MUSS ich gar nichts schreiben, sondern tu's nur noch, wenn ich ganz doll Lust dazu habe.
Also ... es gibt wieder Blogeinträge, vielleicht sporadischer, aber dann um so intensiver ...
JETZT höre ich einfach auf und bereite mich auf meine erste Physiotherapie vor.
Euch habe ich aber noch etwas Schönes mitgebracht, was mich während der ganze Zeit begleitet hat. Es war verbunden mit wundervollen Begegnungen zwischen Mitpatienten und mir im Krankenhaus, von denen ich sicher noch berichten werde.
Hier mein Mitbringsel (Empfehlung: Nehmt Euch Zeit und lest es laut, um es ganz in Euch aufzunehmen):
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist.
Von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen,
dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man REIFE.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EHRLICHKEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit,
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das Gesunden Egoismus,
aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man DEMUT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick,
wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es BEWUSSTHEIT.

Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denkenarmselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN !

(Charly Chaplin)

4 Kommentare:

  1. ich bin so froh, dass du wieder da bist...hier in der gegenwart...und ich wünsche dir alle zeit der welt für eine gute genesung..was hast du getan, so ganz ohne stricknadeln...viel gelesen?...diesen text von chaplin kenne ich durch einen sehr lieben freund...hatte ihn aber schon vergessen(den Text, den freund niemals) und freue mich sehr, ihn jetzt hier bei dir zu lesen...wunderbare worte...liebe lukina, werd gesund und lass es dir gut gehen...ganz herzliche grüße sendet colette

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  2. Gute Besserung!

    Man sollte kein Hobby betreiben, weil man denkt, man müsste ;) Ich wünsche Dir viel Freude in der Gegenwart.

    Grüße,
    Maria

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  3. Liebe Ulrike,
    schön, dass es dir besser geht, schön dass du wieder das Strickzeug in die Hand nimmst und schön, dass du so eine liebe Freundin hast, die an dich gedacht hat und dir den Smiley geschenkt hat. Das Gedicht von Charly Chaplin ist wirklich sehr gut. Ich werde es mir mit Sicherheit noch das eine oder andere Mal langsam und laut durchlesen.
    Alles Gute für dich und viel Erfolg bei der Physiotherapie.
    LG
    Anja

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  4. Hallo,

    das Gedicht ist wirklich viel sagend einfach schön.Wünsche dir viel Kraft aber auch viel Zeit um Kraft zu tanken für die nächste Zeit.Spreche selber aus Erfahrung und weiß wie es ist wenn man gesundheitlich plötzlich den Boden unter den Füßen verliert (da hängt so viel dran)Habe beruflich zwar immer mit Schwerstkranken zu tun,aber wenn es einen selber trifft...

    Gruß René

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Danke, dass Du Dir Zeit für ein paar Worte an mich nimmst! Ich freue mich über jeden Kommentar und wenn Du ihn hier nicht sofort siehst, lese ich ihn doch sehr bald. Dann wird er hier auch öffentlich zu sehen sein.
Mit herzlichem Gruß
ULL-Rike