Samstag, 16. Juli 2011

Feeeeeertig!

Lange haben sie gedauert, die Rüschenreihen. Ich schätze, ich hatte fast 2000 Maschen auf der Nadel. Aber nun habe ich's geschafft!
Da es draußen gerade so schön ist und ich heute den Garten auch noch aufgeräumt habe, gibt es erstmal ein Rasenfoto:


Wenn ich sie länger liegen ließe, hätte die Fledermaus heute durchaus eine Chance, sich von dannen zu machen, denn der Wind hat schon wieder stark zugenommen. Also nehme ich sie lieber schnell hoch und hänge sie in der Diele übers Treppengeländer. Dort macht sie sich gleich bekannt mit dem ihr verwandten Mobilé, das mein Schwiegerpapa-selig ausgesägt hat und das ich in Regenbogenfarben angemalt habe.


Das Mobilé hat seine eigene anrührende Geschichte. Mein Schwiegerpapa war derzeit im Pflegeheim, konnte sich nur noch mit einem Rollstuhl bewegen und bastelte trotzdem noch gern etwas mit den Händen. So wurden einmal zu Ostern Sperrholzfiguren ausgesägt, wobei ihm viele Abfallteile (die Negative) zu Boden fielen. Als die ausgesägten Teile fertig waren, kam der liebe alte Kerl auf die Idee, die auf dem Boden liegenden Reste auch noch zu verwerten (so war er immer, unser lieber W., aus allem wurde noch etwas gemacht). Er bastelte daraus mehrere Mobilés, die an Drahtbügeln unter einem Blumenkasten an seiner Zimmerfensterbank befestigt hingen. Als wir ihn dann besuchten, meinte er, wir sollten uns doch eins aussuchen, dann hätten wir eine Erinnerung an ihn. Gern und fast mit Tränen in den Augen suchte ich das Mobilé aus, in dem ich Figuren erkennen konnte, die man deuten konnte. Ich wusste noch nicht, wie bald der Fall eintreten sollte, dass wir uns an ihn nur noch würden erinnern können.
Kurz darauf kam ein Anruf. Der liebe alte Schussel hatte sich in seinen Rollstuhl setzen wollen, dabei aber vergessen, die Bremse festzustellen. So war der Rollstuhl nach hinten weggerollt und er war auf den Boden gefallen. Lachend erzählte er am Telefon von seinem Missgeschick. Die Pflegeschwester kam gerade in sein Zimmer und er nahm die Sache irgendwie noch gar nicht richtig ernst. Doch zu diesem Zeitpunkt war sein Ende bereits besiegelt. Er hatte sich den Oberschenkel gebrochen. Es folgte im KH eine Lungenentzündung und es dauerte nicht lange, bis es ihm so schlecht ging, dass er sich nicht mehr erholte und einschlief. In den Tagen, als er auf der Intensivstation lag, malte ich Tag für Tag an jedem Abend ein Holzteilchen an, benutzte dabei die Farben des Regenbogens und malte zum Schluss den Regenbogen obendrüber an. Es gelang mir noch, ihm davon zu erzählen, doch zeigen konnte ich ihm das fertige Mobilé nicht mehr. Daher hat nun heute dieses Mobilé für uns eine ganz besondere Bedeutung und wird uns sicher bis ans Lebensende begleiten. 



1 Kommentar:

  1. Was für eine berührende und schöne Geschichte!!!
    Und das Tuch...es passt so wunderbar dazu!!!
    Gratuliere zu Deinem Duchhaltevermögen bei den Rüschen ;-)))
    Liebe Grüße
    Ricki

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Danke, dass Du Dir Zeit für ein paar Worte an mich nimmst! Ich freue mich über jeden Kommentar und wenn Du ihn hier nicht sofort siehst, lese ich ihn doch sehr bald. Dann wird er hier auch öffentlich zu sehen sein.
Mit herzlichem Gruß
ULL-Rike