Samstag, 27. August 2011

TEQUILA SUNRISE

Da mir per Screenshot zweimal nachgewiesen wurde, dass der-/diejenige Besucher/in der/die 100000. war, habe ich mir auch zweimal etwas einfallen lassen bzw. wurde von dem einen Besucher um etwas gebeten. Der Reihe nach ...

Zuerst meldete sich BimbiPea aus England. Hier nun zunächst eine lustige Zufallsgeschichte, in die sich auch BimbiPeas Preis einreihen darf:

Die Story von Tequila Sunrise und dem Gummibärchenorakel

Die Herkunft des Samens zu dieser Geschichte ist für mich, selbst wenn ich meine gesammelten Terminkalender zu Rate ziehe, unergründlich.

Ein Blick in mein Gummibärchenorakelbuch allerdings setzt eine Schwelle, an der ich ansetzen kann. Das Buch verrät mir ein Datum, und zwar den 21.4.1999. An jenem Tag befragte ich das Orakel – aus welchem Grunde auch immer – und setzte mit Bleistift die Datumszahlen in die obere rechte Ecke. Zumindest so lange besitze ich das Buch, das ist sicher.

Dann erinnere ich mich noch genau an den Milleniumswechsel. Er fand für mich in Norwegen statt, wo ich mit Mann und Freunden in einem fantastischen Ferienhaus den Jahrtausendübergang verbrachte. Mensch neigt dazu, zu solchen Gelegenheiten das Orakel zu befragen um daraus ein wenig Gewissheit für die Zukunft zu kitzeln. Es war eine Mordsgaudi – na ja, für mich jedenfalls. Die anderen Teilnehmer hatten es nicht so mit derart Mysteriösem und wollten unbelastet in die Zukunft schauen.

Nun gut – jedem sein Ding. Ich allerdings liebe solcherlei Spiel, nehme die scheinbar negativen Ereignisse des Lebens mit Gelassenheit und Humor und mache das Beste draus.

Der Jahrtausendwechsel warf uns nicht aus der Balance, verwirrte nicht das WeltWeitegeWebe und das Gummibärchenorakel verschwand in der Rubrik „Taschenbücher“ in meinem Bücherregal.

Frau wird älter, die Gelenke bereiten Beschwerden – warum auch immer ...

Da erinnerte ich mich eines Tages beim Einkauf in einem Baumarkt daran (wir hatten bereits das Jahr 2005), dass Gelatine irgendwie mit Gelenkknorpel zu tun hat. Hatte man nicht von Erfolgen gehört, dass Menschen mit Gelenkbeschwerden durch Essen von Gelatine ihre degenerierenden Gelenke wieder regenerierten? Ein Regal an der Kasse hatte mich zu dieser Gedankenbrücke angestupst, denn dort war ein Fach mit riesigen Tüten bunter Weingummifrüchte angebracht. Ich langte ins Regal, bezahlte, hielt der Kassiererin die sofort geöffnete Tüte unter die Nase und bot ihr den Zugriff an – nein, sie mochte nicht. Möglicherweise hatte sie noch nie von der Knorpel aufbauenden Wirkung von Gelatine gehört, oder sie wusste nicht einmal, dass Weingummi Gelatine enthält oder sie litt nicht unter arthrotischen Gelenkschmerzen. Es war mir gleich. Auf jeden Fall steckte ich die Tüte in das Innenfach der Autotür, wo sich der Inhalt sehr bald verminderte.

Im Herbst des Jahres 2005 war ich gezwungen, den gesamten Inhalt meines Bücherregals in Pappkartons zu wuchten und im neu bezogenen Haus wieder ins Regal zu sortieren. Da fiel mir das Gummibärchenorakel wieder in die Hand.

Warum eigentlich nicht das dem Körper Förderliche mit einem Spaß verbinden? Warum nur aß ich diese langweiligen Weingummifrüchte, wenn ich doch dank der gottschalkbeworbenen Goldbärchen (ich hab’s doch immer gewusst, dass Gott ein Schalk ist und uns Menschen mit Narretei-Ideen begegnet) etwas über meine Zukunft erfahren könnte? So wanderte beim nächsten Einkauf im Supermarkt eine der goldrandigen Tüten in meinen Einkaufswagen.

Zuhause griff ich ins Bücherregal und stellte mir selbst erst einmal eine Regal – sorry, Regel - auf:

Ich werde diese Bärchen nur in Fünfergruppen essen – jedes Mal, wenn ich das Orakel befragt hatte. Und das würde ich nun jeden Tag einmal tun. So hatte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich würde nicht ins unmäßige Gummibärchensuchtfuttern verfallen, aber doch meine tägliche Ration Gelatine erhalten.

Das Spiel ging los ...

Bei der ersten Befragung – es war in den ganz frühen Morgenstunden des 18.10.05 – sagte mir das Orakel nach dem Ziehen der Bärchenfarben zweimal Rot, einmal Gelb, einmal Weiß, einmal Orange:

SPANNUNG – INTUITION – KREATIVITÄT

Ich las, was mir denn nun in nächster Zukunft blühen solle und wollte nach den ersten Zeilen schon fast das Buch wieder ins Regal stellen, denn da war die Rede von grausamen Szenen, wie etwa einem von mir beobachteten Mord im Nachbarhaus. O je, wo ich doch die neuen Nachbarn gerade erst kennen und schätzen gelernt hatte! Oder ich sollte mir einen Fremden vorstellen, der mich mit einem Messer in der Dusche bedroht, was mir als eher friedlichem Menschen völlig fremd schien. Nein, mit so etwas wollte ich nicht konfrontiert werden. Aber beim weiteren Lesen – irgendwie war ich doch neugierig geworden – erfuhr ich, dass dieses Orakel mir vorhersagt, dass ich meine Aggressivität (zweimal rot), die gekoppelt sei mit einer vagen Furcht, schöpferisch (orange) verarbeiten könne. Na, denn mal los!, dachte ich mir – und überhaupt ... ich hatte an diesem Abend nach Beenden meiner Tagesarbeit Lust, mich ein wenig bildnerisch gestaltend zu betätigen.

In dem Orakel war auch noch die Rede von Alfred Hitchcock gewesen, dessen Lieblingsgetränk angeblich Tequila Sunrise war. Aha, dachte ich, und das mir, die ich eine als sehr seelenverwandt gefühlte Freundin habe, mit der ich die Lieblingsfarbe Orange teile. Unsere Liebe zur Farbe Orange gipfelte einst darin, dass wir uns spaßeshalber Halborangen nennen (Anmerkung: sich derzeit so nannten).

So weit – so gut ...

Ich nahm meinen orangefarbigen Keramikbecher, in dem ich meine riesige Buntstiftsammlung aufbewahre, kippte ihn aus und wählte alle gelben, roten und orangefarbigen Stifte aus. Es waren mindestens 20 – in feinen Abstufungen. Dann nahm ich aus meinem Schreibtischunterschrank einen schwarzen Fineliner und aus einer Papier-schublade ein hellgelbes Stück Papier in DIN-A-4.

Bevor ich loslegte, befragte ich noch einmal das Orakel, denn die vorher gezogenen Bärchen hatte ich natürlich bereits in meinen Bauch befördert und damit bereits gegen meine selbst aufgestellte Regel verstoßen (ich hatte es doch irgendwie schon geahnt ...). Das Orakel meinte nach Ziehen der Farben viermal Rot und einmal Gelb:

UNGEDULD – ÜBERDREHTHEIT – KONZENTRATION

Aha, nun war ich von Hitchcock zum König Nero mutiert. Extreme Aggressivität und Überdrehtheit wurde mir da bescheinigt. Aaaber ... auch konzentrierte Aktivität, Bündelung meiner wildernden Kräfte, winkender Zaster ... nicht schlecht!

Ich setzte den Fineliner auf und ließ mich losdüsen. Wenn ich Bilder male, haben sie niemals ein Thema. Sie entstehen beim Entstehen ... der Stift wandert übers Papier und ich sehe etwas sich entwickeln. Dann zeigt sich mir plötzlich etwas Interpretierbares und ich führe ein wenig mit, lasse weitere Zufälle zu und interpretiere weiter. Bis das Bild fertig ist.

So war es auch an diesem Abend.

Ich entdeckte zwei Formen, die wie Gesichter aussahen, fügte Augen hinein, interpretierte sie als mich und meine Freundin, die wir über das Gummibärchenorakel talken. Aber da war doch noch eine Gestalt auf der linken Bildseite zu erkennen. Wer konnte denn das sein?

Zum besseren Verständnis ist es für den Leser nun ratsam, das Bild einmal zu betrachten:

Zum Vergrößern anklicken

Da war doch links diese spitzschnabelige Figur, die nach oben schaut, wo ein aus dem Nichts kommendes Fähnchen in Richtung der beiden Damen weht? Ich nahm die zuletzt gezogenen Bärchen in die Hand, wollte sie gerade in den Mund stecken, da kam mir die Idee, sie im Bild unterzubringen – nein ... sie nicht durch genüssliches Katschen umzubringen, sondern sie als Bestandteil einer Zufallsentwicklung zu würdigen. Das Fähnchen bot sich an ... aus dem Nichts sich entwickelnd und genau den Platz anbietend, auf dem die Bärchen sich gruppieren könnten. Ich legte sie auf das Fähnchen – „Jawoll – passt!“ Das Fähnchen weht in Richtung der beiden Gesprächspartnerinnen, die über das Orakel talken, doch wer hat die Interpretationen eigentlich erschaffen?

Ich nahm noch einmal das Orakelbuch zur Hand, las den Namen des Autors: Dietmar Bittrich – aha ... ich googelte im Internet und landete auf einer Website, auf der ich sein Konterfei entdeckte. Zunächst schaffte er es, mich gehörig zu veräppeln. Da war ein relativ junges Gesicht zu sehen, doch las ich, der Mensch hinter dem Gesicht sei am 20.10.1905 geboren. Moment mal, dachte ich ... das ist ja ... das gibt’s doch wohl nicht ... heute vor genau hundert Jahren! Doch war noch allerhand anderer Schabernack auf der Site zu finden und ich vermutete, dass er am nächsten Tag plötzlich am 21.10.1905 und dann am 22.10.1905 geboren sein wollte, was ich inzwischen bestätigt bekam (man überzeuge sich selbst durch den oben angelegten Link WEBSITE)..

Dann stand da noch:

Bitte wenden Sie sich mit weitergehenden Fragen niemals an den Autor. Er weiß von nichts.

Ich lachte. Ein Narr! Ein Mensch, der mit seiner Narretei seinen Lebensunterhalt verdient! Na, der gefällt mir! – und ich beschloss, ihn mit in mein Bild einzubringen. Spitzschnabelig passt auch, denn wie ich auf der Website erfuhr, schrieb er wohl auch eine Menge böser Sprüche – schwupps – schon hatte ich den Satz „Er weiß von nichts“ in mein Bild integriert. Dann fügte ich nach dem Muster „Mein Name ist Hase ...“ den Satz „Mein Name ist Dietrich und ich weiß von nix“ hinzu. Später erst merkte ich, dass sein Name gar nicht Dietrich ist. Wie kam ich denn darauf? Meine Wahrnehmung hatte mir einen Streich gespielt. Ich hatte aus Vor- und Nachnamen einen neuen Vornamen zusammengewürfelt: Dietmar Bittrich. Okay – wie passend! Das brauchte nicht geändert zu werden.

Die Zahlenkombination und die Farben wurden noch in zwei zufällig entstandene Formen geschrieben, das Ganze fertig koloriert – das Bild stand!

Ich gab ihm den Titel TEQUILA SUNRISE Orakeltalk und schrieb meiner Halborangenfreundin eine Mail mit lauter Tequilabildern aus dem Internet und eine mit meinem gemalten und fotografierten Bild, erzählte ihr dazu von dem wiederentdeckten Gummibärchenorakel und genoss meinen Spaß daran.

Am nächsten Tag mailte mir meine Freundin (welch ein Zufall!):

Während du mir dieses Bild übersendet hast, weilte ich auf der Geburtstagsfeier von K. D. (Anm.: einer Bekannten) mit einem TEQUILA SUNRISE (!!!!) in der Hand. Echt wahr! Schon am Eingang musste ich lächeln, denn auf der Sprechanlage klebte ganz einladend ein kleiner roter Tequila-Hut. Ich freute mich.


Dann bekamen wir zur Begrüßung einen gelb-roten Tequila-Sunrise in die Hand gedrückt und auf meinen völlig überraschten Blick hin (den K. natürlich ganz falsch interpretierte) meinte sie: "Ich hab’ mir für heute mal spontan überlegt, dass ich einen Mexikanischen Abend mache!" Ich war platt! So einen Zufall gibt es doch gar nicht!


Habe ich mir den Genuss eines Tequila-Sunrise auf der Zunge so innerlich gewünscht, dass er Wirklichkeit wurde? Seelenverwandtschafts-Energie eben - gegen die sich noch nicht mal Außenstehende wie K. wehren können! Die übrigens auf den Tischen noch überall kleine orangefarbige Windlichter und (ganz unmexikanische) Schälchen mit Gummibärchen dekoriert hatte ... kicher ... was ist bloß in sie gefahren?

Am Abend schrieb ich einem gewissen Dietmar Bittrich einen Eintrag in sein Gästebuch:

Bin total auf Gummibärchentripp! Es fing irgendwie an mit Schmerzen in den Gelenken - na ja ... so weit ich zurückdenken kann. Weingummis enthalten Gelatine und schmecken gut! Und dann zog ich um und hatte plötzlich das Orakelbuch wieder in der Hand. Da mussten natürlich die Goldbärchen her ...

Wenn Sie oder dich (von Narr zu Narr klingt das irgendwie vertrauter) die Fortsetzung dieser hier begonnenen Zufallsgeschichte interessiert, dann bitte mailen. Hier wird es mir einfach zu lang ... (nein - nicht ...weilig! Tolle Homepage, Mister Hundertjahr!)


Feste Zusage:
Ich erzähle die Story in der Mail ausführlich zu Ende - und so viel verrate ich noch: Ich malte vor einigen Tagen einen Mann namens Dietrich (nein - nicht DIETmar BittRICH!). Und dieser Dietrich weiß natürlich von nichts! So ein Zufall! ;-))

Gummibärigen Gruß!

Lukina

Und am nächsten Morgen fand ich darunter folgende Bemerkung:

Wir sind alle flitzebogenschnatterplattmäßig gespannt! Wir wippen auf den Füßen! Wir trommeln mit den Fingern! Wir kneifen uns ins Ohrläppchen! Puuh! Super!

Wer auch immer WIR ist ... der Flitzebogen hat seinen Pfeil abgeschossen, die Füße können sich jetzt ausruhen, die Ohrläppchen wieder von Rot zu Schweinchenrosa umschwenken und das Trommeln ist jetzt auf meiner Seite – wirklich!

Fast 6 Jahre später ...

Heute nun, Ende August 2011, findet der Tequila noch ein kleines Geschwisterchen. Eine gewisse BimbiPea aus England hatte es geschafft, mein Strickblog als 100000. Besucherin anzuklicken und wurde aus diesem Grund – Glückwunsch! – mit einem TEQUILA SUNRISE DRAGON von mir bestrickt. Auf ihrer Website prangte mir eine Rose gleichen Namens entgegen, die sie dort am 22.8.11 veröffentlichte! Hättet Ihr das Halstuch nicht auch ohne Zögern TEQUILA SUNRISE genannt?


Hier, liebe Martina, ist nun Dein farbenfroher Dragon, durch den beim Stricken viel norwegischer Wind und frische Fjordluft gesaust ist:


2 Kommentare:

  1. Hallo Ulrike

    Dein Post ist ja hochinteressant und aeusserst mysterioes. Das ist ja nun wirklich sehr seltsam, dass ich da ueber Tequila Sunrise geschrieben habe.

    Der Dragon ist ja sensationell geworden. Die Farben sind suuuper! Aren't I the lucky one!

    Vielen Dank, liebe Ulrike.

    Bimbi x

    AntwortenLöschen
  2. ..ha, liebe ULP, genau so ist es. Kenne das Bärchenbuch auch, habe es aber selber nicht. Aber wir wissen ja, das immer irgendetwas dran ist, nur muss man es auch entdecken. Du hast es gesehen, Hut ab....
    ..toll geschrieben Dein Post und das Bild hängt hoffentlich in Deinen Räumen, gefällt mir...

    Hab eine scöne letzte Ferienwoche

    LG USP

    AntwortenLöschen

Danke, dass Du Dir Zeit für ein paar Worte an mich nimmst! Ich freue mich über jeden Kommentar und wenn Du ihn hier nicht sofort siehst, lese ich ihn doch sehr bald. Dann wird er hier auch öffentlich zu sehen sein.
Mit herzlichem Gruß
ULL-Rike